Name

Sabine Schmidt

 

Alter

"Sie ist 35 seit sie 40 wurde, und auch das ist schon ein paar Jahre her." (Oscar Wilde, Bunbury)

 

Mein Lieblingsstück

Ich habe viele – aber wenn ich mich entscheiden muss, ist es wohl "Bunbury" von Oscar Wilde – wegen der geistreichen Wortspiele, der sommerlichen Heiterkeit und der darunter versteckten beißenden Gesellschaftskritik – genial!

 

Wie bin ich zur Theatergruppe Siemens Erlangen gekommen und warum bin ich geblieben?

Wie kam ich zur Gruppe? Ich spielte an der Uni Theater und blieb auch nach meinem Abschluss noch einige Zeit im Ensemble. Dort avancierte ich aufgrund meines fortgeschrittenen Alters (25+) zur "Mutterdarstellerin". Eine Verwandte meines Mannes, die bei der Theatergruppe Siemens Erlangen spielte, nahm mich dann einige Jahre später mit zu einer Probe. Das damalige, in langen Jahren zusammengewachsene und eingespielte Ensemble und sein Regisseur, Hanswalter Gossmann, beeindruckten mich schwer: Da wollte ich mitmachen. Da für die Aufführung der Krimikomödie "Ein gemütliches Wochenende", die kurz vor der Tür stand, noch ein Requisiteur fehlte, übernahm ich den Job und war 8 Vorstellungen lang damit beschäftigt, die essbaren Requisiten (darunter jeden Abend eine Torte) vor hungrigen Schauspielern zu retten.

Bereits in der nächsten Produktion "Die Nacht der wohltätigen Damen" durfte ich dann selbst mitspielen. Das lag weniger an meinem Talent, als an der Tatsache, dass ich zur rechten Zeit zum rechten Ort gekommen war. Die Gruppe hatte damals wenig Fluktuation, man war gemeinsam älter geworden und es fehlte an Nachwuchs. Mit meinen nunmehr 30 Jahren, gehörte zu den jüngsten Ensemblemitgliedern und wechselte vom Mutter- zum jugendlichen Fach: ich spielte Töchter, junge Ehefrauen und Liebhaberinnen….

 

Warum bin ich geblieben? Dafür gab es immer wieder andere Gründe. Zunächst und jahrelang war der Hauptgrund das Spielen. Ich wollte – musste – spielen. Und ich fand in der Theatergruppe Siemens Erlangen ideale Bedingungen. Einen Regisseur, der mich forderte und mir half, mich weiterzuentwickeln. Mitspieler, mit denen auf der Bühne zu stehen eine Freude war. Ein Ensemble, in dem es menschlich stimmte. In dem es (fast) nie um persönliche Geltungssucht und Konkurrenzdenken ging sondern um das Stück und um das Team. Der wöchentliche Probentermin war bald nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.

Mittlerweile bin ich mehr als 20 Jahre bei der Truppe. Seit damals hat sich viel geändert. Neue Mitspieler brachten außer ihrem Talent neuen Schwung und neue Ideen in die Gruppe, aber auch Einsatzbereitschaft und die Fähigkeit, sich zu integrieren. Geblieben, wenn nicht gar gewachsen, ist die Begeisterung fürs Theaterspiel, der Spaß bei den Proben, der Zusammenhalt innerhalb der Truppe Denn auch in der "neuen Truppe" herrscht der Teamgedanke, stellt sich jeder in den Dienst der Sache. Wir schultern alles gemeinsam: von der Werbung bis zum Aufbau des Bühnenbildes. Das schweißt zusammen. Wir sind längst nicht mehr nur Menschen, die sich einmal wöchentlich zum Zwecke des Theaterspiels zusammenfinden, wir sind Freunde. Warum ich geblieben bin? Ich kann doch jetzt nicht aufhören!

 

Meine schauspielerische „Karriere“…

Während meines Auslandsstudiums in Galway, Irland, 1981, stand ich zum ersten Mal auf der Bühne. Die deutsche Abteilung führte ein Stück über den Aufstand der Weber im Jahr 1844 auf – in deutscher Sprache. Wir deutschen Muttersprachler wurden sofort nach unserem Eintreffen zwangsverpflichtet. Später hieß es allerdings seitens des irischen Publikums: man habe gleich gemerkt, wer die Deutschen waren, die habe man nämlich nicht verstanden. Immerhin nahmen wir mit dem Stück sogar an einem Wettbewerb der irischen Universitäten teil. Ob wir etwas gewonnen haben, weiß ich heute nicht mehr, aber darum ging es auch gar nicht…

Zurück in Erlangen, drehte ich den Spieß um, und spielte an der Uni einige Jahre lange in der English Dramatic Society in englischer Sprache. Von Shakespearekomödien über modernere Dramen, Boulevardkomödien bis zur Revue.

In der Theatergruppe Siemens Erlangen, war ich u.a. die Susanna in Beaumarchais' "Der tollste Tag" (Die Hochzeit des Figaro), die Marianne in Moliéres "Tartuffe", die Rosaura in Goldonis "Der Lügner". Außerdem spielte ich eine Mörderin ("Mord auf dem Nil"), eine Juwelendiebin ("Melonen für Millionen"), zwei Reporterinnen ("Verzeihung, Herr Premierminister" / "Immer Ärger mit den Alten") und eine durchgeknallte Schriftstellerin ("Pension Schöller").

 

Warum spiele ich Theater?

Wie gesagt, ich wollte nicht, ich wurde gezwungen. Jedenfalls zu meiner ersten Rolle. Danach brauchte mich niemand mehr zu überreden. Ich wollte spielen, spielen, spielen. Auf der Bühne kann man in immer andere Rolle schlüpfen, "aus sich herausgehen". Ich habe Geschichten immer geliebt und habe Spaß daran, mit Text zu arbeiten, den Text zu hinterfragen, Motivationen zu ergründen und so den Charakter, den man verkörpert, kennenzulernen. Außerdem denke ich gerne über den Anfang und das Ende eines Stückes hinaus – wo kommt jemand her – und wie wird es nach dem Schluss der Handlung wohl weitergehen? Auch das Mitnehmen des Publikums ist mir wichtig: Wenn man oben steht, und es das Publikum während einer Szene ganz still wird, weil alle gebannt zusehen, wenn man so die Emotionen des Publikums ansprechen kann – das ist ein großartiger Moment.

Mittlerweile habe ich übrigens wieder mal die Seiten gewechselt, führe Regie und darf erleben, wie Texte zu lebendigen Aufführungen werden. Und es macht mich immer wieder stolz, meine Truppe spielen zu sehen.