Ich habe nie vom goldenen Löffel gegessen

Hallo, mein Name ist Frank.

Hier eine kleine Zusammenfassung von meinem bis hierher gelebten Leben.

Ich habe nie vom goldenen Löffel gegessen und auch keine feinen Gewänder getragen. Bis zu meinem elften Lebensjahr sah das Leben meiner Familie so aus, wie bei den meisten Familien auf dem Lande.

Meine Familie: Vater, Mutter, eine jüngere Schwester, ein kleiner Bruder und ich.

Wir hatten zu essen, mussten nicht hungern, besaßen Schuhe, nicht nur für den Winter.

Mein Vater arbeitete als Stallknecht für den Großbauern und meine Mutter als Küchenmagd.  Sie brachte ab und zu, wenn es keiner bemerkte, ein paar Reste von der Tafel der Herrschaft mit.

Das war für uns immer ein Festessen.

Doch dann wurde Mutter wieder schwanger. Die Schwangerschaft war kompliziert. Sechs Wochen vor der Geburt des Geschwisterchens bekam sie eine Lungenentzündung. Das Kind wurde durch eine Operation ans Tageslicht geholt. Meine Mutter starb.

Jetzt brach eine harte Zeit an, denn ein Lohn fiel weg und der Bub musste versorgt werden. Ich unterstützte Vater, so gut ich konnte, half für ein paar Groschen bei der Ernte aus oder in der Mühle, übernahm die schmutzigsten Arbeiten beim Schlachten und Wurstmachen, erledigte Botengänge und kümmerte mich um die Geschwister. Die Amme, die das Stillen des Kleinen übernommen hatte, zog keine zwei Monate später mit ihren eigenen zwei Kindern in unsere kleine Hütte ein.

Das gefiel mir nicht, da sie nichts anbrennen ließ und als gleich mit dem Vater anbändelte.

Sie mochte mich nicht und ich sie ebenso wenig. Sie drängte sich einfach an Mutters Platz und überredete meinen Vater, mich zu einem entfernten Onkel, der einige Orte weiter wohnte, als Laufburschen zu geben.

Zwölf Jahre war ich, als ich mein Elternhaus verlassen musste.

Der Onkel hatte eine kleine Metzgerei. In den darauffolgenden Jahren lernte ich einiges übers Schlachten, Wurst herstellen und machte einige Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen. Zu den unangenehmen Dingen gehörten die beiden Gesellen meines Onkels, die reichlich Schabernack mit mir trieben. Zum Beispiel, als sie mich über Nacht in die Kammer mit den Schweinehälften einsperrten.

Mir ging es nicht so gut wie daheim, aber ich hatte zu essen und eine Matratze zum Schlafen in der Dachkammer.

Die Jahre zogen ins Land, mit Schlachterei säubern, Ställe misten und Vieh füttern, Einkäufe besorgen und anderen Laufdiensten.

Mit sechzehn Jahren ging ich von meinem Onkel weg und als Lehrling in die Schlachterei Hofbauer, die hauptsächlich für den Herzog von Stein in der Nähe von München arbeitete. Hier war natürlich alles größer, sauberer und reichlicher. Ich lernte hier sogar lesen und schreiben.

Meine Arbeit machte mir sogar Spaß, ganz besonders, wenn es um das Herstellen von Wurst, Pasteten oder Braten ging.

Nach meiner Gesellenprüfung, ging ich auf Wanderschaft. Mein Ziel war Italien, denn ich hatte von durchreisenden Gesellen gehört, dass sich in den großen Kaufmannsstädten die Tische unter feinen Wurstwaren, Schinken, Braten, Pasteten und anderen Köstlichkeiten bogen. In diesem Paradies des guten Geschmacks wollte ich auch lernen. Und tatsächlich, meine handwerklichen Kenntnisse und meine Menschenkenntnis wurden unterwegs um viele Erfahrungen bereichert. Ich verdingte mich bei Meistern in Parma und Florenz, erfuhr in Venedig alles über Gewürze, und lernte in Merano die Herstellung des Südtiroler Specks.

Dort erwischte ich eines Tages, einen Burschen vom Gesinde dabei, wie er einen Wurstzipfel stahl. Aber er sah so verlassen und verhungert aus, dass ich dem Meister  nichts davon erzählte.

Von da an schnitt ich hin und wieder eine dickere Scheibe von der Wurst für mich ab, um sie Felix, so hieß der Bursche, zuzustecken.

Es es kam soweit, soweit, dass ich ihn ab und zu im nahegelegenen Wirtshaus auf ein Bier einlud.

Nach und nach erfuhr ich, dass er ebenfalls auf Wanderschaft war, er war Goldschmiedegeselle. Er war in Florenz in Schwierigkeiten geraten, hatte die Stadt Hals über Kopf verlassen müssen, und konnte sein Handwerk in Italien nicht mehr ausüben. Auf den Weg nach Hause hatte man ihm auch noch sein Reisegeld gestohlen, und so war er als Laufbursche bei meinem Meister gestrandet.

Mein Dasein als Geselle bei diesem Meister näherte sich dem Ende. Das machte mich sehr traurig und schlußendlich zog ich mit meinem neuen Freund Felix los, um einen einen neuen Ausgangspunkt für unser Leben zu suchen.

Ich hatte auf der Wanderschaft viel dazugelernt, und strebte nun an, meine eigene kleine Wursterei zu eröffnen. Deshalb war ich bestrebt, meine Ausbildung zum Meister in Angriff zu nehmen. Das nötige Geld dafür wollte ich mir nach und nach zusammensparen.

Wir zogen von Stadt zu Stadt. Ich lernte Felix immer besser kennen und mir wurde klar, dass er sehr feingeistig veranlagt war. Ein Träumer. Wohingegen ich ein Kind der handfesten Arbeit bin.

Unterwegs übernahm ich allerlei Arbeiten, Schlachten, Wurstherstellung und sogar einige Zeit als Bratenkoch in einer Gastwirtschaft.

Die Tochter vom Gastwirt, die mir sehr gefiel, und mit der ich auch schon einige Zeit im Park verbracht hatte, konnte letztendlich meine Gefühle nicht erwidern, da ich nicht die Herkunftsvoraussetzungen erfüllte.

So zogen wir weiter. Die anschließende Wanderzeit diesseits der Alpen, in Richtung Heimat, gestaltete sich nicht so erfolgreich und es war auf Grund der vielen Missernten und Herrscherstreitigkeiten schwer, eine ordentliche Anstellung zu bekommen. Felix hatte beschlossen, seine Patin, eine Gräfin aufzusuchen, und hoffte da auf ein Weiterkommen. Da wir über unsere lange gemeinsame Wanderung sehr gute Freunde geworden waren, beschloss ich ihn zu begleiten.

Es war bis hierher eine lange Wanderung durch Städte, Dörfer und viele Wälder. Auch lernten wir das ein oder andere Mädchen kennen, aber das nicht weiter im Detail.

Obwohl ich nicht viele gute Erinnerungen an die Heimat habe, werde ich mein Glück versuchen und möglicherweise da meine kleine Spezialitätenwursterei eröffnen, auch wenn ich nicht weiß, ob die Menschen die feinen Wurstdelikatessen schätzen - und bezahlen -können.

 

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Kommentare: 2
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    Clorinda Carberry (Freitag, 03 Februar 2017 05:16)


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