Wirtshaus – Innenansichten

Wahrscheinlich werden Sie sich fragen, was es mit „Wirtshaus – Innenansichten“ auf sich hat. Warum hat jetzt z.B. der „Herr Graf“ noch einmal die Rolle aus seiner Sicht beschrieben?

Nun, das ist der Abschluss unseres Experiments mit den vorherigen Rollenbeschreibungen, welche sich aus unserer Sicht ausgezeichnet bewährt hat; und dieser Abschluss verfolgt drei Ziele.

Das eine ist schlicht eine weitere Übung für das Hineindenken in eine Rolle. Nun waren wir ja schon in dieser Rolle schon drin, wir werden aber verwundert sein, was einem im Nachhinein noch alles einfällt und einfallen wird.

Zweitens, Schauspieler sind ja abergläubisch, also nehmen wir dadurch auch von unserer Rolle Abschied, damit sie uns nicht heimsuchen kann.

Und drittens wollten wir herausfinden, wie sich die gleiche Geschichte aus immer wieder anderen Blickwinkeln unterschiedlich darstellen lässt.

So werden Sie in den kommenden Wochen noch einige Beschreibungen hier zu lesen bekommen.

Viel Spaß dabei!


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Aus des Grafen Sicht

„Was für ein großartiger Morgen, Sonnenschein, meine Gärten blühen, meine Vögel zwitschern, der Frühstückstisch ist gedeckt, … und was war das für eine Nacht mit diesem Bauermädchen, - was für ein Temperament, sie hat Ihre „Ehre“ gut verteidigt. Hut ab. Ihre Kratzer an meiner Wange werde ich tragen, wie Narben nach einer Schlacht …Wie war noch gleich ihr Name? Nun, der Genießer schweigt.

 

Aber dann schob das Schicksal dunkle Wolken ans Firmament.

 

Ich hätte es ahnen müssen, als dieser impertinente Severin, plötzlich meinen Reim um eine dritte Zeile erweitert hatte. Da musste ich ihn zurechtweisen und meine Autorität wiederherstellen. Ich hoffte auf weiteres schönes Spiel mit der Bauernmaid vor dem Frühstück, aber dann wurde dieses Miststück richtig frech. Schade, dass ihr zarter Rücken nun vermutlich nicht mehr zu gebrauchen ist, aber Strafe muss sein, - nicht auszudenken, wenn das Gerücht gehen würde, dass ich auf meine alten Tage milde werde. Meine Widersacher würden das als Schwäche auslegen; und wenn diese Verschwörer Schwachheit wittern, muss ich mich auf eine Menge neuer Nebenkriegsschauplätze gefasst machen. Ich bin es meinem Vater schuldig, die Grafschaft im Sinne der Väter zu erhalten und weiterzuentwickeln.

 

Und die Wolken wurden dunkler, als ich es je erwartet hätte. Klar, eines Tages verliert jeder Vater seine Tochter, nämlich an seinen Schwiegersohn, aber den hat man sich ausgesucht zum Wohle des Reiches. Doch was passiert, eine Räuberbande entführt meine Christiane. Glücklicherweise kommt sie nach mir und wird sich nicht unterkriegen lassen.

 

Ich hätte mich längst mit dieser Bande beschäftigen müssen; leider habe ich erst spät gemerkt, wie viel Geld die Grafschaft durch sie verloren hat. Die Angst der Menschen hat den Handel gehemmt; Soldaten sind desertiert. Aber was viel schlimmer ist, dass sie ungestört ihr Unwesen treiben konnten, hat meine Autorität untergraben.

 

Der Erpresserbrief dieser Bande wurde durch zwei impertinente Handwerksburschen überbracht. Die beiden waren überhaupt sehr seltsam, da war irgendein Déja-vu dabei, das ich nicht zu fassen kriegte. Ich frage mich, warum ich die Beiden einfach gehen ließ. Aber ich hatte mich auch nicht mehr in der Gewalt gehabt, nachdem meine Gemahlin mir vor allen anderen in den Rücken gefallen war: Ich solle das Lösegeld zahlen!

 

Ha! Kein Staat auf der Welt kann es sich leisten erpressbar zu sein. Das muss sie doch wissen. Wir vom Adel sind nun einmal dazu auserkoren, an Gottes Statt die Ordnung zu erhalten, zum Besten aller Menschen. Und wie Kinder oft nicht einsehen, was ihre Eltern fordern - wohlgemerkt zu ihrem Besten - so ist auch das Volk oft aufmüpfig. Man kann das verstehen, aber wir müssen auch unserem Auftrag in der Welt gerecht werden. Wir haben eine besondere Verantwortung; diese erfordert es, dass wir persönliche Wünsche oder gar Gefühle zum Wohle aller zurückstellen.

 

Der Kaplan, dieser opportunistische Speichellecker, sagte es richtig: „Sie, Herr Graf, sind von Gott auserwählt, also ist ihre Entscheidung die Richtige…“

 

Und so haben wir getan, was getan werden musste. Zum Feldzug gegen die Räuberbande gab es keine Alternative. Ich verließ mich voll auf die Vorbereitungen meines Majors. Das war ein großer Fehler, denn die Armee folgte ihm nicht und desertierte. In unserer Not haben wir dann Kräfte dienstverpflichtet, die uns am Ende der Schlacht in den Rücken fielen. Dabei hatten wir den Sieg quasi schon in der Tasche. Auch hier habe ich dem Urteilsvermögen meines Majors zu sehr vertraut.

 

Aber der schwerste Schlag war für mich, dass mein früherer Widersacher - Karl Graf von Sonnenlohe - diese feige Entführung meiner Tochter angezettelt hatte. Wie schändlich, erst flieht er von seinem Anwesen, als ich ihn für seine Auflehnung gegen mich zur Rechenschaft ziehen wollte, dieser Feigling, anstatt, sich im Kampf Mann gegen Mann zu stellen, das kann man ja wohl von einem 16-Jährigen erwarten ... Und dann vergreift er sich an wehrlosen Frauen. Hat man jemals etwas Widerwärtigeres erlebt. Es hat sich wieder bewiesen, dass der Apfel nicht weit vom Stamme fällt. Schon sein Vater – Karl-Friedrich Graf von Sonnenlohe - war den Staub auf meinen Stiefeln nicht wert. Ich hasste ihn, seit er mir einst meine Angebetete weggenommen hat. Natürlich forderte ich ihn zum Duell. Unsere Väter verboten es damals.

 

Aber die Vorsehung rächte alles, die Eltern meines Widersachers starben früh. Und auch Karl-Friedrich und seine Frau starben jung. Den wirklichen Grund erfuhr man nie, aber das tut auch nichts zur Sache.

 

Einige Jahre später erlagen meine Eltern einem Fieber, und die Grafschaft Sandau fiel an mich. Auf einen Reichstag sah ich dann den Sohn meines Widersachers - Karl - zum ersten Mal, und es traf mich wie ein Blitzschlag, - er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, und dessen unangebrachte Arroganz hatte er ebenfalls kultiviert. Das hätte man ja noch ertragen können, denn was kratzt es eine Spessart-Eiche, wenn sich eine Wildsau dran wetzt. Aber nein, plötzlich begann er neue Ideen von Freiheit in seiner Grafschaft umzusetzen, - Bauern haben plötzlich Rechte, Leibeigenschaft wird aufgehoben, und weiterer Unsinn. Nachdem meine Bauern begannen, in diese Anarchie zu flüchten, war das Maß voll. Ich stellte ihm ein Ultimatum. Er nahm das nicht ernst. Nun der Rest ist Geschichte – und seine Grafschaft auch.

 

Und jetzt stand ich ihm plötzlich erneut gegenüber, er war Hauptmann der Räuberbande geworden, das passt doch ins Bild! Mit einem Male war es klar, dass er hinter allem steckte. Ich hätte ihn zerquetschen können wie eine Wanze. Und dann verließ uns plötzlich das Kriegsglück durch den Verrat der Söldner. Ausgerechnet diesem Sonnenlohe hatte ich es dann zu verdanken, dass uns der Pöbel nicht aufknüpfte.

 

Sicher, ich habe überlebt, Christiane, Felicitas und Fräulein von Stöckli sind am Leben; dennoch habe ich alles verloren. Meine Autorität, - von diesem Versager Sonnenlohe muss ich mir das Leben schenken lassen - und dann verliere ich auch noch meine Tochter an ihn.

 

Sicher, es zeigte sich, dass auch Major von Knüppeldick ihrer nicht wert war. Wie ich einsehen musste, konnte er weder einen Wehr-Etat zusammenhalten, noch eine Armee; geschweige denn, dass er meine Tochter halten konnte. Und dann verschwindet er auch noch mit beleidigenden Worten. Sollte er mir nochmals unter die Augen treten, dann …

 

Zu guter Letzt droht mir auch noch meine Gemahlin um ein Haar zu entgleiten, - was ist bloß in dieses Weib gefahren. Ja, die Gedanken der Frauen sind unergründlicher als die Tiefen des Meeres. Hat es nicht gereicht, dass sie mich im Schloss vor allen durch ihre Widerworte gedemütigt hat, - musste das auch noch vor dem Grafen von Sonnenlohe und den anderen Gesetzlosen geschehen?

 

Besser wäre ich in der Schlacht getötet worden, - warum lässt Gott das zu?

 

Sicher, mir ging der Arsch auf Grundeis als ich den Räubern ausgeliefert war, - aber besser der Tod als diese Schmach. Nein, ich bin auch nicht mehr ich selbst. Was hat mich zu meinen weiteren Handlungen getrieben? Eigentlich hätte ich meine Gemahlin wegen Hochverrats mit eigenen Händen töten müssen …, aber ich habe es nicht getan; stattdessen habe ich Sonnenlohe noch Abertausende Gulden in den Rachen geworfen, damit zumindest wieder Frieden zwischen mir und meiner Frau herrscht.

 

Aber im Kriege ist oft der Instinkt der bessere Ratgeber, und wenn man geschlagen ist und nicht gleich wieder aufstehen kann, dann muss man sich mit letzter Kraft zurückziehen. Man muss warten, und Geduld haben bis die Kräfte zurückkehren und man die Lage wieder uneingeschränkt überblickt. Immerhin ist mein Augenstern Christiane in Sicherheit, wenn auch in den Armen meines Feindes, und mir bleibt meine Grafschaft. Das ist ein Ausgangspunkt. Vielleicht halte ich erst einmal Klostereinkehr; vielleicht erschließt sich mir dann Gottes Ratschluss. Und dann …, dann sehen wir weiter…“

 

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Nach dem Stück ist vor dem Stück!

Liebe Leserin & Lieber Leser,

 

vor gut einem Jahr habe ich Ihnen einige Zeilen darüber geschrieben, dass die Bretter, die die Welt bedeuten derzeit wieder das Parkett in den Räumen der Siemens-Sport-und-Freizeit-Gemeinschaft in der Komotauer Straße sind.

 

Einen „Augenblick“ später ist wieder ein Jahr vorbei; und schon wieder sind wir zurückgekehrt in unseren Probenraum. Und schon wieder ist es über eine Woche her, dass mit der sonntäglichen Nachmittagsvorstellung der Aufführungsreigen sein Ende fand und direkt danach die Bühne abgebaut wurde. Was gut 2 Tage im Aufbau dauerte, verschwand innerhalb von 2 Stunden. Uns Schauspieler erfüllt das jedes Mal mit Trauer, denn wir sagen einer (Schein-) Welt „Lebewohl“, die wir lieb gewonnen haben.

 

Selbst ich, der fiese Graf von Sandau, der von allen gehasst wurde, habe meine Rolle geliebt.

 

Sie mögen jetzt vielleicht schaudern und sich fragen, wes Geistes Kind ich wohl sei, aber ich schreibe das aus zwei Gründen. Einmal ist der Graf eine sehr ambivalente Figur, denn er lebt nur das Verständnis seiner Zeit und Gesellschaftsklasse, - in dem irrigen und einfältigen Glauben, dass dies durch eine höhere Ordnung gegeben ist und er dazu da ist diese Ordnung auf Erden zu erhalten; weiterhin ist er ein Gefangener seiner Macht(-Phantasien) und seiner Position als Graf, - er darf keine Schwäche zeigen, und er darf sich schon gar nicht erpressen lassen. Er ist also eigentlich eine Figur, die Mitleid verdient; und Frau Gräfin gewährt ihm sicher nicht ohne Grund am Ende eine zweite Chance.

 

Zweitens sind böse, sinistere und psychopathische Rollen eine Herausforderung für jeden Schauspieler, egal ob Amateur oder Profi. Die eigentlich erschreckende Faszination am Bösen kann jeder an sich selbst beobachten, der gerne Krimis im TV ansieht oder Thriller liest. Es stellt einen besonderen Reiz dar in eine Rolle oder vielmehr eine Persönlichkeit einzutauchen, die der eigenen fremd ist. Aber man fragt sich auch unwillkürlich, wie fremd einem diese Persönlichkeit wirklich ist, - frei nach Goethe: „(Mehr als) zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust ...“

 

Doch genug vom eigenen Empfinden; jede(r) meiner Mitspieler(innen) hat auch dieses Mal wieder Grenzen überschritten. Ihre Rollen wurden größer, zentraler, oder er / sie standen zum ersten Mal auf der Bühne; aus modernen, jungen Frauen wurden plötzlich adelige Damen und einige mussten sich gar in das andere Geschlecht hinein versetzen.

 

Aber ein Ensemble ist bekanntermaßen mehr als die Summe der Einzelnen, und so wurden auch hier Grenzen überschritten; - noch nie mussten unsere Regisseurin und unsere Regieassistenz so viele Schauspieler koordinieren, coachen und motivieren; noch nie war so viel Aktion auf der Bühne zu choreographieren.

 

Man sagt, dass durchschnittlich für jede(n) Schauspieler(in) auf der Bühne eine Fachkraft hinter der Bühne ist. Wir haben diesmal darauf verzichtet, was eine enorme Zusatzbelastung für jede(n) Schauspieler(in) gewesen ist. Beispielsweise war jede(r) für seine Requisiten selbst verantwortlich. Dafür gab es einen Grund. Vor einem Jahr berichtete ich Ihnen über das große Glück, dass eine Menge neuer, junger, talentierter Menschen zur Gruppe gestoßen waren und vor allem geblieben sind. Diesen Segen konnten wir nicht ungenutzt lassen, und daher haben wir mit dem „Wirtshaus im Spessart“ absichtlich ein Stück mit vielen Rollen gewählt; denn diese Gelegenheit erhält man nicht alle Tage.

 

Wir erwarten nicht, dass dem geneigten Zuschauer all diese Herausforderungen und Grenzüberschreitungen aufgefallen sind, aber für unsere Gruppe bedeuten sie sehr viel. Sie sind eine Weiterentwicklung, ein Fortschritt, ein Weg, den es sich lohnt weiter zu gehen. Daher versprechen wir Ihnen für das kommende Jahr, dass sich das ganze Team einer weiteren, einer neuen, einer ganz anderen Herausforderung stellen wird.

 

Lassen Sie sich überraschen! (Jetzt wird natürlich noch nichts verraten.)

 

Sollten diese Zeilen auch bei Ihnen einen Hauch von Faszination erzeugt haben, oder wenigstens etwas Neugier für das „Theater-Machen“, seien Sie versichert, wir freuen wir uns jederzeit über Interessenten. Und wenn Ihnen das Scheinwerferlicht zu grell sein sollte, dann bringen Sie Ihre Talente hinter der Bühne ein, - etwa bei Design und Herstellung von Bühnenbild und Kostümen, als Requisiteur(in), Choreograph(in), Techniker(in) u.v.a.m.

 

Außer Begeisterungsfähigkeit und Liebe zum Theater müssen Sie dafür nur wenig mitbringen, - etwas Phantasie, und vor allem Geduld, denn ein Stück hat bei uns ein knappes Jahr Entwicklung und Proben, - und es kann ja nicht jede(r) gleich eine Hauptrolle bekommen … Es zählt das Gruppenerlebnis.

 

In diesem Sinne, wir freuen uns auf ein Wiedersehen – in welcher Form auch immer!

 

Im Namen Aller verabschiede ich mich für heute. Servus!

 

Ihr Stephan Ziehfreund


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Ich habe nie vom goldenen Löffel gegessen

Hallo, mein Name ist Frank.

Hier eine kleine Zusammenfassung von meinem bis hierher gelebten Leben.

Ich habe nie vom goldenen Löffel gegessen und auch keine feinen Gewänder getragen. Bis zu meinem elften Lebensjahr sah das Leben meiner Familie so aus, wie bei den meisten Familien auf dem Lande.

Meine Familie: Vater, Mutter, eine jüngere Schwester, ein kleiner Bruder und ich.

Wir hatten zu essen, mussten nicht hungern, besaßen Schuhe, nicht nur für den Winter.

Mein Vater arbeitete als Stallknecht für den Großbauern und meine Mutter als Küchenmagd.  Sie brachte ab und zu, wenn es keiner bemerkte, ein paar Reste von der Tafel der Herrschaft mit.

Das war für uns immer ein Festessen.

Doch dann wurde Mutter wieder schwanger. Die Schwangerschaft war kompliziert. Sechs Wochen vor der Geburt des Geschwisterchens bekam sie eine Lungenentzündung. Das Kind wurde durch eine Operation ans Tageslicht geholt. Meine Mutter starb.

Jetzt brach eine harte Zeit an, denn ein Lohn fiel weg und der Bub musste versorgt werden. Ich unterstützte Vater, so gut ich konnte, half für ein paar Groschen bei der Ernte aus oder in der Mühle, übernahm die schmutzigsten Arbeiten beim Schlachten und Wurstmachen, erledigte Botengänge und kümmerte mich um die Geschwister. Die Amme, die das Stillen des Kleinen übernommen hatte, zog keine zwei Monate später mit ihren eigenen zwei Kindern in unsere kleine Hütte ein.

Das gefiel mir nicht, da sie nichts anbrennen ließ und als gleich mit dem Vater anbändelte.

Sie mochte mich nicht und ich sie ebenso wenig. Sie drängte sich einfach an Mutters Platz und überredete meinen Vater, mich zu einem entfernten Onkel, der einige Orte weiter wohnte, als Laufburschen zu geben.

Zwölf Jahre war ich, als ich mein Elternhaus verlassen musste.

Der Onkel hatte eine kleine Metzgerei. In den darauffolgenden Jahren lernte ich einiges übers Schlachten, Wurst herstellen und machte einige Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen. Zu den unangenehmen Dingen gehörten die beiden Gesellen meines Onkels, die reichlich Schabernack mit mir trieben. Zum Beispiel, als sie mich über Nacht in die Kammer mit den Schweinehälften einsperrten.

Mir ging es nicht so gut wie daheim, aber ich hatte zu essen und eine Matratze zum Schlafen in der Dachkammer.

Die Jahre zogen ins Land, mit Schlachterei säubern, Ställe misten und Vieh füttern, Einkäufe besorgen und anderen Laufdiensten.

Mit sechzehn Jahren ging ich von meinem Onkel weg und als Lehrling in die Schlachterei Hofbauer, die hauptsächlich für den Herzog von Stein in der Nähe von München arbeitete. Hier war natürlich alles größer, sauberer und reichlicher. Ich lernte hier sogar lesen und schreiben.

Meine Arbeit machte mir sogar Spaß, ganz besonders, wenn es um das Herstellen von Wurst, Pasteten oder Braten ging.

Nach meiner Gesellenprüfung, ging ich auf Wanderschaft. Mein Ziel war Italien, denn ich hatte von durchreisenden Gesellen gehört, dass sich in den großen Kaufmannsstädten die Tische unter feinen Wurstwaren, Schinken, Braten, Pasteten und anderen Köstlichkeiten bogen. In diesem Paradies des guten Geschmacks wollte ich auch lernen. Und tatsächlich, meine handwerklichen Kenntnisse und meine Menschenkenntnis wurden unterwegs um viele Erfahrungen bereichert. Ich verdingte mich bei Meistern in Parma und Florenz, erfuhr in Venedig alles über Gewürze, und lernte in Merano die Herstellung des Südtiroler Specks.

Dort erwischte ich eines Tages, einen Burschen vom Gesinde dabei, wie er einen Wurstzipfel stahl. Aber er sah so verlassen und verhungert aus, dass ich dem Meister  nichts davon erzählte.

Von da an schnitt ich hin und wieder eine dickere Scheibe von der Wurst für mich ab, um sie Felix, so hieß der Bursche, zuzustecken.

Es es kam soweit, soweit, dass ich ihn ab und zu im nahegelegenen Wirtshaus auf ein Bier einlud.

Nach und nach erfuhr ich, dass er ebenfalls auf Wanderschaft war, er war Goldschmiedegeselle. Er war in Florenz in Schwierigkeiten geraten, hatte die Stadt Hals über Kopf verlassen müssen, und konnte sein Handwerk in Italien nicht mehr ausüben. Auf den Weg nach Hause hatte man ihm auch noch sein Reisegeld gestohlen, und so war er als Laufbursche bei meinem Meister gestrandet.

Mein Dasein als Geselle bei diesem Meister näherte sich dem Ende. Das machte mich sehr traurig und schlußendlich zog ich mit meinem neuen Freund Felix los, um einen einen neuen Ausgangspunkt für unser Leben zu suchen.

Ich hatte auf der Wanderschaft viel dazugelernt, und strebte nun an, meine eigene kleine Wursterei zu eröffnen. Deshalb war ich bestrebt, meine Ausbildung zum Meister in Angriff zu nehmen. Das nötige Geld dafür wollte ich mir nach und nach zusammensparen.

Wir zogen von Stadt zu Stadt. Ich lernte Felix immer besser kennen und mir wurde klar, dass er sehr feingeistig veranlagt war. Ein Träumer. Wohingegen ich ein Kind der handfesten Arbeit bin.

Unterwegs übernahm ich allerlei Arbeiten, Schlachten, Wurstherstellung und sogar einige Zeit als Bratenkoch in einer Gastwirtschaft.

Die Tochter vom Gastwirt, die mir sehr gefiel, und mit der ich auch schon einige Zeit im Park verbracht hatte, konnte letztendlich meine Gefühle nicht erwidern, da ich nicht die Herkunftsvoraussetzungen erfüllte.

So zogen wir weiter. Die anschließende Wanderzeit diesseits der Alpen, in Richtung Heimat, gestaltete sich nicht so erfolgreich und es war auf Grund der vielen Missernten und Herrscherstreitigkeiten schwer, eine ordentliche Anstellung zu bekommen. Felix hatte beschlossen, seine Patin, eine Gräfin aufzusuchen, und hoffte da auf ein Weiterkommen. Da wir über unsere lange gemeinsame Wanderung sehr gute Freunde geworden waren, beschloss ich ihn zu begleiten.

Es war bis hierher eine lange Wanderung durch Städte, Dörfer und viele Wälder. Auch lernten wir das ein oder andere Mädchen kennen, aber das nicht weiter im Detail.

Obwohl ich nicht viele gute Erinnerungen an die Heimat habe, werde ich mein Glück versuchen und möglicherweise da meine kleine Spezialitätenwursterei eröffnen, auch wenn ich nicht weiß, ob die Menschen die feinen Wurstdelikatessen schätzen - und bezahlen -können.

 

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Ich habe einen Traum - oder es kommt oft anders als man denkt

Ich weiß nicht ob Ihr das kennt, man hat einen Traum, der sich nicht zu erfüllen scheint. Dann mit einem Mal ist er zum Greifen nah. Ich will Euch erzählen, wie das ist und wie es dazu kam. Vielleicht erkennt Ihr mich oder sogar Euch.Auch ich hatte und habe einen Traum, einen Traum vom ehrbaren Leben und einem Häuschen mit Garten…

 

Die Zeiten sind schwer. Der Hunger geht durchs Land. Zuhause sind zu viele Mäuler, die gestopft werden müssen. Die Lehnsfelder bringen nichts mehr ein, weil der, dem sie gehören, zuviel Abgaben verlangt. Gerechtigkeit scheint es nur für die Herrschaften zu geben, und die leben wie die Made im Speck. Und wir? Ich muss Euch sagen, dieses Leben wünscht sich keiner.

 

„Junge“, sagte Vater eines Tages, „sieh zu, dass Du Dich bei jemanden verdingst und ein paar Heller nach Hause bringst“. Also pack‘ ich mein Bündel und suche mein Glück. Mit im Gepäck, außer Hunger und Heimweh, meine Gitarre. Wenn ich keine Arbeit auf einem Hof finde, dachte ich, für die Kunst haben die Menschen allemal ein paar Groschen übrig. Gesagt getan. Die Tage gehen ins Land, und die Groschen, die in meinen Hut fallen, sind rar, reichen nicht zum Sattwerden. Was also tun? Eines Abends, als hätt’s der Himmel gesehen, laufe ich doch, man glaubt es kaum, einer Räuberbande in die Hände. Ich dacht‘ schon, s’wäre mein Ende. Doch – haste nicht gesehen - hab ich statt meiner Gitarre ’ne Flinte in der Hand. Gut, denke ich mir, und lasse mich von der Bande anheuern. Seither ziehe ich mit den Räubern durch die Wälder.

Das ist vielleicht ein Haufen, keiner von denen hat Räuber gelernt. Nicht einmal der Hauptmann. Sind alles ehemalige Bauern, Handwerker, Waschweiber. Affenheini, mein bester Freund in der Truppe, war sogar Schauspieler, das muss man sich mal vorstellen! Trat mit einer fahrenden Truppe auf. Hatte einen ähnlichen Traum wie ich….

 

Doch eins ist sicher: Gemeinsam werden wir uns holen, was uns der Graf hat gestohlen.

Vielleicht wird auf diese Weise meinen Traum vom eigenen Häuschen doch noch wahr…?


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Die gute Seele im Räuberlager

Mein Name ist Klärchen Gugelhupf, ich bin jetzt bei den Räubern. Früher hatten mein Mann und ich einen Bauernhof mit vielen Tieren.Als mein Mann plötzlich starb, wollte ich die Bewirtschaftung alleine machen. Aber die Abgaben an den Grafen von Sandau haben mich in den Ruin getrieben. Ein guter Freund von mir, der Räuber Spiegelei, hat mich zu der Bande gebracht. Jetzt geht es mir gut, ich bemuttere als Älteste alle, koche und wasche für sie. Waffen verabscheue ich, deshalb habe ich auch keine. Ab und zu helfe ich im Wirtshaus aus. Wir haben einen guten Hauptmann, dem wir alle vertrauen. Horniss mag ich nicht, und das bekommt er auch zu spüren. Ich wünsche mir, daß wir alle  keine Räuber mehr sein müssen, und unser Leben so gestalten können, wie wir möchten.


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Zwischen den Aufführungen: Die Theatergruppe Siemens Erlangen erweitert ihre Kernkompetenz

… so würde man wohl auf neudeutsch sagen. Wir hatten nämlich die Ehre und das Vergnügen, die Siemens Health Care Concert Band Erlangen (SHCB) am 25. 10. bei ihrem Benefizkonzert zum 80-jährigen Bestehen zu unterstützen.

Das Jubiläumskonzert fand unter der Leitung von Bernd Aschmoneit statt, unter Mitwirkung des Klarinettisten und Saxofonisten Norbert Nagel, sowie des Siemens-Chors Erlangen unter der Leitung von Florian Grieshammer. Der Reinerlös des Benefizkonzerts geht übrigens an die "Elterninitiative krebskranker Kinder Erlangen e. V."

Das abwechslungsreiche Programm umfasste 15 Stücke plus 3 Zugaben. Beginnend mit der „Promenade“ aus Mussorgsky’s „Bilder einer Ausstellung“, spannte sich der musikalische Bogen vom Musical, mit Stücken aus „Tanz mit mir“, West Side Story“ und „Cats“, über die Oper, mit Ausschnitten aus „Porgy and Bess“ und Medleys aus Stücken der „Comedian Harmonists“, bis zu Filmmusiken von Henry Mancini und Ennio Moricone. Ein besonderes Highlight war das „Concerto for Clarinet“ von Artie Shaw, gespielt vom Profi-Klarinettisten Norbert Nagel.

Unser Part war die Moderation zu diesem umfangreichen. Dies war nun etwas, das weder die Theatergruppe - noch ich selbst - jemals ausprobiert hatten. „Ein bisschen was über die Musik erzählen“, das klingt simpel, aber wie das so, war es natürlich doch nicht so einfach. Es stellen sich etwa Fragen nach Länge und Inhalt der Moderationstexte, und auf welches Publikum diese zugeschnitten sein müssen. Dies muss dann abgestimmt werden mit den Vorstellungen und ggf. bereits vorbereiteten Texten der Verantwortlichen bei der SHCB. Dazu traf ich mich mit den Vorständen Sigi Bräunlein und Fariba Bensing. Die Abstimmung verlief ausgezeichnet: 2 Proben und einige Vorschlagstexte später stand die Moderation. Die Ansage einiger Stücke wurde durch Accessoires unterstützt, beispielsweise Zylinder und weißer Schal bei den „Comedian Harmonists“ oder Cowboy-Hut und Revolver bei der Musik von Ennio Moricone.

Insgesamt hat das alles eine Menge Spaß gemacht, und es gab eine Menge zu lernen, - sei es zum Thema der Textentwicklung und Abstimmung, aber auch was die Akustik der Heinrich-Lades-Halle anbetrifft. Das Feedback war durchwegs positiv; und wie Sigi Bräunlein sagte: „Dies könnte der Beginn einer langen Partnerschaft sein …“ Ich sehe das auch so, und vielleicht können wir einmal mit mehr Vorbereitungszeit ein Konzert mit kleinen Spieleinlagen durch die Theatergruppe Siemens Erlangen anreichern.


In diesem Sinne vielen Dank an alle für diesen schönen Abend!

Euer Stephan Ziehfreund


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Nicht geschaffen für ein Leben außerhalb von Stadtmauern

Ich wurde in gutbürgerlichen Verhältnissen geboren, und verlebte eine schöne Kindheit. Nach dem plötzlichen Tod meiner Eltern hatte ich es nur meiner Patin zu verdanken, dass ich das größte Geschenk meines Lebens erhielt. Ich wurde nicht auf der Straße ausgesetzt sondern kam in gute Hände, die mich treu umsorgten.  

Dort hatte ich das Glück, wie mein Vater, den angesehenen Beruf des Goldschmieds zu erlernen. Nach der Lehre ging ich auf  Wanderschaft, wie es die Tradition verlangt. Nach der Arbeit in den Städten am Rhein, bot sich mir die Gelegenheit, in der  Kutsche einer angesehenen Kaufmannsfamilie die Alpen zu überqueren, so dass ich endlich mein lang ersehntes Ziel Italien, das  Land der alten Meister erreichen konnte.

Dort arbeitete ich in einer angesehenen Werkstatt in Florenz und erlernte die hohen Weihen der Goldschmiedekunst.

Schließlich gelang es mir, aus den Perlen und Diamanten, die mir meine Patin zum Abschluss meiner Lehre geschenkt hatte, ein wahres Kunstwerk zu schaffen. Es hätte mein Meisterstück werden können.

In meiner Euphorie über das gelungene Schmuckstück zeigte ich es überall herum. So kam es, dass ein anderer Meister es  kopierte und als seine eigene Kreation ausgab. Als ich dagegen aufbegehrte, bekam ich zu spüren, welchen Stand ich als ausländischer Geselle gegen einen angesehen Meister habe. Nämlich garkeinen.

Mir wurde nicht geglaubt, stattdessen wurde behauptet, ich hätte seine Entwürfe geklaut. Es wurde ein Verfahren vor der  dortigen Zunft anberaumt. Dazu sollte mein Schmuckstück als "Beweis" beschlagnahmt werden. Da nach einem solchen Verfahren die Kopie  vernichtet wird, bestand die Gefahr, dass mein kostbarster Besitz zerstört worden wäre. Da ich dies nicht zulassen konnte, blieb mir nur übrig, Florenz über Nacht zu verlassen, und mein Glück weiter auf der Wanderschaft zu suchen.

So machte ich mich wieder zurück auf den beschwerlichen Weg Richtung Norden. Rasch merkte ich, dass ich für das Leben außerhalb von Stadt- oder Schlossmauern nicht gemacht bin.

Schon in der ersten Woche wurden mir meine Ersparnisse gestohlen. Da so nah an Florenz eine Arbeit als Goldschmied undenkbar war, konnte ich mich nur mit Betteln und Hilfsarbeiten durchschlagen.

Mehr schlecht als recht schlug ich mich durch, doch weiter als bis zum Fuß der Alpen wäre ich nicht gekommen. Diesen schwierigen Teil der Reise hätte ich alleine nie geschafft.

Als ich – für eine Schlafstelle im Gesindetrakt -  den Fußboden einer Schlachterei säuberte, erwischte mich einer der Gesellen dabei, wie ich aus Hunger und Not einen Zipfel Wurst naschte. Zum Glück hatte er Mitleid mit mir und verriet mich nicht.

So lernte ich Frank kennen, einen Wurstmacher, der so wie ich grade auf seiner Wanderschaft war. Wir zogen zusammen weiter, von Stadt zu Stadt. Frank arbeitete jeweils für einige Wochen bei den dortigen Schlachtern, ich machte Hilfsarbeiten in der Stadt, ohne jedoch jemals eine Goldschmiedewerkstatt zu betreten.

Durch meine höflichen Umgangsformen, meine Bildung und mein handwerkliches Geschick gelang es mir meist, saubere Tätigkeiten als Schreiber, oder beim Reparieren von Uhren oder Kleinigkeiten zu erlangen. Aber manchmal musste ich auch für einen Hungerlohn schwere und schmutzige Arbeit verrichten.

Natürlich saßen wir, so oft es ging, in einem der örtlichen Gasthäuser, wo wir in den Gaststuben und auch in den Betten so manche Dinge erlebten, über die es Schweigen zu wahren gilt. So überquerten wir die Alpen und kamen in die Schweiz.

Dort fernab von Florenz, wagte ich es erstmals, eine Gold- und Uhrenwerkstatt zu betreten.Mir gelang es wieder, als Goldschmied Fuß zu fassen. Mein Leben bekam wieder Form und Inhalt. Gerne wäre ich dort bei meiner Arbeit und auch bei der hübschen Meisterstochter geblieben.

Doch das Leben spielte mir einen weiteren Streich. Einer der früheren Lehrlinge des Meisters kehrte von seiner Wanderschaft - ebenfalls aus Florenz - zurück. Auf einmal holte mich die Geschichte von meiner überstürzten Flucht aus Florenz wieder ein. Gerne wäre ich gemeinsam mit dem Mädchen geflohen, doch sie zog die Sicherheit vor und heiratete später den Gesellen. So war mein  Leben auch in dieser Stadt vorbei.

Da Frank ebenfalls nichts mehr in der Stadt hielt, beschlossen wir, zusammen weiterzuwandern. Wir zogen am Alpenrand entlang und schafften es meist, in den Städten Arbeit zu finden. Da sich die Zeiten in der Zwischenzeit jedoch gewandelt hatten, war es schwerer für uns geworden, mehr als nur ein paar Wochen an einem  Ort zu bleiben.  

Niedergang der Zünfte, Missernten und der gnadenlose Streit zwischen den Herrschern hatten dem Land streng zugesetzt, es herrschen allerorten Missgunst, Hunger, Leid und Gesetzlosigkeit. Keiner konnte es sich mehr leisten, einen Wandergesellen für längere Zeit zu beherbergen. 

Da sich meine Wanderzeit dem Ende zuneigte, beschloss ich, mich wieder meiner Heimat zuzuwenden. Dort will ich meiner Patin das Schmuckstück als Dank überreichen. Ich hoffe, sie erkennt mich wieder und empfängt mich wohlwollend.

Frank hat beschlossen mich zu begleiten,  und will dort sein Glück fernab seiner Vergangenheit zu versuchen.

 Nach den Berichten, die ich während meiner Wanderschaft von der Heimat gehört habe, steht es dort schlecht. Allein der Weg dorthin wird eine Herausforderung, da in den umgebenden Wäldern eine gefürchtete und gefährliche Räuberbande ihr Unwesen treibt.

 Hoffentlich gelingt es mir, trotz dieser Probleme, in meiner Heimat ein Leben als Goldschmied anzufangen. Aber auch in der Not  haben die Leute Schmuck, der repariert und umgearbeitet werden will.

Mit Glück hilft mir meine Patin dabei, in die Zunft einzutreten, sodass ich eine Familie gründen und meinen Kindern das Leben bieten kann, das mir meine Eltern gerne gegeben hätten...

 

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Gottes Werk & Teufels Beitrag

Als Jugendlicher aus Überzeugung auf die Priesterschule gegangen. Statt als Priester hat man mich aber als Kaplan für den Grafen eingeteilt und mir als wichtigste Aufgabe auferlegt den Grafen zufriedenzustellen, damit die Einnahmen durch ihn bestehen bleiben. Schnell merkte ich, dass ich hier nicht fand, woran ich einst glaubte. Während mein Pfarrer und dessen Bischof nur das Geld des Grafen im Kopf haben, ist alles woran der Graf denken kann, seine Macht und seinen Reichtum zu vergrößern. Niemand interessiert sich mehr für den Glauben selbst. Er ist lediglich ein Mittel zum Zweck, die Bürger zu unterdrücken und ihnen jeden Pfifferling abzuknöpfen.

Tja, das ist schon ein wahres Kreuz in dieser Zeit. Die weltlichen Herrscher haben das Sagen und wir, von der kirchlichen Zunft, müssen immer schauen, dass wir dabei sind. Also heißt es sich einschmeicheln beim Grafen. Vorausdenken was er denn nun am liebsten hören möchte und immer schön kuschen, nur um seine Gunst nicht zu verlieren. Das ist das Wichtigste, noch vor den Grundsätzen des Glaubens. Sehr anstrengend. Immer einen kirchlichen Spruch parat, am besten ein Bibelzitat. Und schön über die Unmenschlichkeit des Grafen hinwegsehen. Sein Reichtum räumt ihm jedes Privileg ein. Dabei immer aufpassen, dass man nicht die Nähe verliert. Denn die Einnahmen, die er der Kirche bescheren kann, sind wichtiger, als jegliche Gräueltat die er verübt.

„Für Gott und Vaterland“ wird gemeinsam unter dem Segen Gottes ins Feld gezogen. Auch wenn so gut wie keine Soldaten dabei sind. So kommt es, wie es kommen muss: die Räuber sind in der Überzahl und es sieht für uns nicht gut aus. Aber der Wille des Herrn ist stärker als die irdischen Gewalten und so gibt es dann doch noch ein „Happy End“.


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Der Räuber in der Horde

Zum Glück gibt es noch weitere Räuber. Gemeinsam ist das Leben schöner. In so einer Gruppe Gleichgesinnter lässt es sich schon aushalten. Eigentlich sind wir ja lieber ganz brave Bürger. Aber leider sind wir durch das Schicksal (und eine ganz bestimmte Person) zum Räubertum gezwungen worden. Nun leben wir im Wald und planen den grossen Coup – und ich bin dabei. Fabelhaft. Ich verstehe zwar manchmal nicht, warum sich unsere Chefs streiten, und die „Strategie“ ist mir auch ziemlich egal. Hauptsache Wein, Weiber und ab und zu eine Rauferei. Ja, auch ein Räuberleben kann schön sein. Und ich bin recht froh, dass wir alle miteinander viel erleben.


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Kein Mann des Geschwätzes

Einst Hauptmann in Amt und Würden in der Grafschaft Sandau. Seine Zuneigung zur Gräfin und die Wiedersetzung gegen einen Befehl des Grafen hat die unehrenhafte Entlassung zur Folge. Seinen Lohn für ein ganzes Jahr behält Graf von Sandau ein.

Von der Liebe und vom Adel verhöhnt, schwört Horniss nun nur noch auf Waffen und Gewalt.

 

Des Landes verwiesen, tritt er in den Dienst des jungen Grafen Karl. Als dessen Burg vom schurkischen Nachbarn angegriffen wird, machen die Feiglinge der so genannten Leibwache angesichts der Übermacht ganz schnell die Fliege. Natürlich bleibt es an Horniss hängen, den Jungen rauszuhauen. Trotz einer üblen Beinwunde. Die beiden schlagen sich zum Wald durch und tauchen unter. Obwohl sein verletztes Bein ihm schwer zu schaffen macht, bringt Horniss seinem jungen Herrn bei, in einer feindlichen Umgebung zu überleben.

 

Eines Tages treffen sie auf ein paar Möchtegernräuber, denen Sandau ebenfalls übel mitgespielt hatte. Gemeinsam wollten sie sich holen, was ihnen zusteht.

 

Karl hat Führungsqualitäten, das muss man ihm lassen. Schnell steigt er zum Hauptmann der Bande auf.

Gewöhnt, selbst Befehlsgeber zu sein, kann und will Horniss sich jedoch nicht zurückhalten. Er erwartet von allen Disziplin und keine Widerrede, respektiert aber den Hauptmann und seine Befehle.

 

Die Männer in der Bande sind neidisch auf Horniss' Sonderstellung. Man will ihn erledigen. Aber Gevatter Tod steht noch nicht bereit. Die Frauen erkennen in ihm jedoch den Menschen und sind ihm gelegentlich zugetan.

 

Als ihm die adligen-Weiber vor die Füße galoppieren, sieht er eine Gelegenheit, Rache zu nehmen.

Um seine Ziele durchzusetzen, gebärdet er sich drohend. Nur Brutalität, die mag er nicht selbst ausführen und eigentlich soll‘s auch ohne gehen. Aber sagen darf er das als Räuber nicht.

 

Er erlebt am Ende wie Großmut und Reue auf jeder Seite Einzug halten und auch er besinnt sich auf den Sinn des Lebens.


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Ein Leben voller Wendungen - die Gouvernante

Ein Mädchen aus gutem Hause, aus dem Herzen von Paris. Geliebt und umsorgt zu einer gebildeten jungen Rebellin erzogen. Sie führte bis zum Tode der geliebten Eltern ein sorgenfreies Leben. Dann aber verlor sie Hab und Gut und man jagte sie mit einer Handvoll Almosen davon.

Durch ihr freundliches Wesen fand sie immer Reisende, die sie gern als Begleitung einluden. So lernte Sie eines Tages eine junge russische Gräfin kennen – frisch verheiratet und sehr einsam in der Heimat ihres Gatten. Sehr schnell wurden Sie Verbündete. Ihre liebevolle Art verschaffte ihr eine Beschäftigung am Hofe als Gouvernante für die kleine Prinzessin Christiane. Diese wurde ihr einziger Lebensinhalt.

Mütterlich, gewaltfrei und doch mit strenger Hand versucht sie Prinzessin und Kammerzofe, Anstand und Etikette zu vermitteln. Durch eine Bildungsreise will sie weltoffene Damen aus Ihnen machen. Doch plötzlich gerät ihr Leben aus den Fugen. Das Verbrechen klopft an die Kutsche.

Sie, die ältliche, jungfräuliche Dame wittert Gefahr vom ordinären Pöbel ausgehend. Für ihre Zöglinge greift sie unerschrocken ein. Sie muss den Überblick behalten. Unordnung lässt sie nicht zu.

Aber dann?

Ja dann entdeckt sie Sympathie für den einen und den anderen Räuber und genießt ihre Gesellschaft als abwechslungsreichen Zeitvertreib und nimmt  ihr Schicksal mutig an. Sogar die Komplizenschaft mit "ordinären Erpressern" stellt für sie plötzlich kein Problem mehr dar.

Glückes Schmied bedenkt nicht nur die jungen Damen mit Segen, sondern auch Frau von Stöckli fällt ein großes Stück davon in den Schoß.


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Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt

(Friedrich v. Schiller, "Wilhem Tell")


In gewisser Weise geht auch es in unserer Geschichte, wie im oben zitierten Wilhelm Tell, um den Kampf gegen Ungerechtigkeit und Tyrannei. Hier die Erzählung eines der führenden Aufständischen:


Aufgewachsen bin ich wohlbehütet am Hofe meiner Eltern, deren früher Tod einen teilweise noch unerfahrenen jungen Mann gezwungen hat, ihre Nachfolge anzutreten. Unerfahren, aber nichtsdestotrotz noch voll von dem Idealismus der mit der Jugend einhergeht. Mehr als für meinen Stand üblich, setzte ich mich für die Rechte der Bauern ein und fühlte mit dem Landvolk - innere Unruhen waren für mein Reich ein Fremdbegriff. Deshalb - und um meinen Nachbarn meinen guten Willen zu demonstrieren – reduzierte ich meine Streitmacht auf ein minimales Kontingent als persönliche Leibgarde.

Oh welch ein Fehler doch die überschwängliche Hoffnung auf Rechtschaffenheit Anderer sein kann. Einer meiner Nachbarn sah meine Friedfertigkeit als willkommene Einladung. Nur der Aufopferung einiger Vertrauter ist es zu verdanken, dass ich der Hand seiner Schergen entkommen konnte. Dem letzten Überlebenden meiner Männer gelang es, mich schützend, zwischen den feindlichen Reihen durchzubrechen und mir so trotz seiner schweren Verletzungen die Flucht in die Wäldern meiner Heimat zu ermöglichen, in denen wir uns auf lange Zeit gemeinsam verstecken sollten.

Hier wurde ich gestählt, lernte in der Natur zu überleben und sah alleine in meinem nur langsam genesenden Gardisten einen letzten Verbündeten. Mit dem Glauben an das Gute im Menschen zerstört, musste tiefer Hass gegen den Usurpator und Peiniger meiner ehemaligen Schutzbefohlenen mein einsames Dasein bestimmen! Es sollten Jahre vergehen, bis ich diese Einstellung erneut revidieren musste: Eines trüben Morgens sah ich auf meinen Streifzügen am Waldesrand, wie eine Transportkutsche des Despoten von einem losen Haufen hilfsbereiter Rabauken überfallen, und deren Inhalt an die unterdrückten und verarmten Bauern verteilt wurden. In diesem Moment wurde ein Funke in mir entzündet und alles drang danach, mit diesen Leuten zusammen, vereint, ein gemeinsames Ziel, den Sturz des Tyrannen, zu erreichen! Aus dem Schatten der Bäume hervortretend, glühte ich innerlich vor Tatendrang und Ernsthaftigkeit, die ganz der Würde meines ehemaligen Standes entsprachen. Ich wurde aufgenommen und erarbeitete mir in kürzester Zeit eine führende Rolle in der Truppe, die von meiner Kenntnis der Länder und von meinem strategischen Wissen profitierte. Durch unsere Erfolge gewannen wir schnell im Volk an Beliebtheit. Mehr und mehr schlossen sich uns an, mehr und mehr litt der Reichtum des Oligarchen, mehr und mehr sind wir nun bereit einen finalen Schlag gegen ihn zu vollführen, von dem sich seine ganze Familie nicht wieder erholen soll...

 

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Vom Bauernhof zum Räuberleben

Hier ist eine weitere Rolle aus dem kommenden Stück beschrieben. Das Besondere an dieser Beschreibung ist, dass der Inhalt weit über den Anteil im Stück hinaus geht. Es ist aber wichtig, dass sich Schauspielerin und Schauspieler ihre Rolle weit über das hinaus denken, was im Stück beschrieben ist, damit man sich umfänglich in die Rolle einfinden, empfinden und sie interpretieren kann. Kurzum geht es darum die Rolle bestmöglich zu beleben. Viel Spass beim Lesen der folgenden Zeilen!


Aufgewachsen bin ich auf einem Bauernhof, zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern, wir führten ein normales bäuerliches Leben. Eben jenes Leben, dass für den Grafen keinerlei Bedeutung hatte, von dem er aber zu profitieren wusste. So wurden die Steuerabgaben immer mehr und schnell blieb von den guten Ernten kaum etwas übrig. Meistens reichten die Vorräte nur bis zur Mitte des Winters. Die restliche Zeit versuchten wir uns irgendwie anders durch zu schlagen. Verkauften alles was nicht niet- und nagelfest war um uns für überteuerte Preise vom Grafen Nahrung kaufen zu können, aber es war nur eine Frage der Zeit bis es nichts mehr zu verkaufen gab.
Bevor es soweit kommen konnte, lernte ich mit Pfeil und Bogen umzugehen. Auch wenn es im Winter schwer ist im Wald zu jagen, mit genügend Geduld wurde ich immer fündig. Nur erwischen lassen durfte ich mich nicht. Es war schließlich nicht unser Wald und damit nicht unser Wild, es gehörte dem Grafen, wie alles in seinem Land und während er immer mehr Reichtümer ansammelte und Nahrung in Hülle und Fülle besaß, war es uns verwehrt selbst jagen zu gehen, um nicht zu verhungern. Mehrmals musste ich die Jagd aufgeben und meinen Bogen verstecken, wenn ich jemandem im Wald begegnete. Obwohl auch sie nie Waffen dabei hatten fragte ich mich, wie viele von ihnen auch auf der Jagd waren und ihre Waffen irgendwo versteckt hatten um nicht erwischt zu werden.
Ich kann mich nicht daran erinnern, je bei der Jagd gesehen worden zu sein, trotzdem muss es irgendwie durchgesickert sein. Als ich eines Tages zurück kam, gut gelaunt, ich hatte ein Reh erwischt und im Wald versteckt, traute ich meinen Augen nicht. Rings um unseren Hof wimmelte es von den Lakaien des Grafens und das Haus stand lichterloh in Flammen. Ich konnte nicht bleiben, um zu erfahren was mit meiner Familie passiert ist, sonst hätten sie auch mich gefangen. Später erfuhr ich, dass keiner von ihnen die Flammen überlebt hatte.
An diesem Tag schwor ich, mich zu rächen, koste es was es wolle, aber alleine würde das schwer werden. Nur, dass ich nicht alleine war: Kaum dass ich in den Wald geflohen war, traf ich auf eine Räuberbande. Sie alle hatten einen Grund den Grafen zu hassen. Auch wenn sich die wenigsten von ihnen zum Räuber eigneten, blieb ich. Es war besser als sich alleine durchschlagen zu müssen. Wir veranstalteten einige kleinere Überfälle und die Gemeinschaft wuchs immer mehr zusammen. Die meisten wünschten sich ihr altes Leben zurück, wollten wieder ein einfaches Leben eines normalen Bürgers führen, aber mir war dieses sentimentale Gerede vollkommen egal, ich hatte noch immer nur ein Ziel. Ich wollte mich am Grafen rächen und ich konnte es mir nicht leisten neue Freundschaften zu schließen. Das Räuberleben war gefährlich ich wollte nicht noch einmal einen geliebten Menschen verlieren, also hielt ich sie mir alle auf Abstand. Was nicht besonders schwer war. Wie gesagt, abgesehen vom stellvertretenden Hauptmann war keiner fürs Räuberdasein gemacht. Drohte man ihnen mit Stress ließen sie einen sofort in Ruhe.
Schließlich hatten wir einen Plan, der mich meinem Ziel näher brachte. Die Entführung der Grafentochter und anschließende Erpressung des Grafen. Das Gold interessierte mich nicht wirklich, aber vielleicht kam ich nah genug an den Grafen ran, um ihm endlich alles heimzuzahlen. Es lief alles wie geplant, sie fielen auf unseren Plan rein und wir hatten sie sofort gefangen.
Während wir also in unserem Versteck auf die Übergabe des Lösegelds warteten, hatte unser Hauptmann nichts Besseres zu tun, als mit der Grafentochter anzubandeln. Wie er es zum Hauptmann geschafft hat, ist mir wirklich ein Rätsel. Wie kann man so weit vom Plan abkommen, wo der doch so einfach war.
Dasselbe konnte ich mich nur kurze Zeit später selbst fragen. In all den Jahren war ich meinem Ziel nie so nah gewesen. Nicht nur dass der Graf so dumm war, selbst zu kommen, er hatte auch kaum Männer dabei. Ein gezielter Schuss und alles wäre vorbei gewesen, bevor seine Leute überhaupt wussten was los war. Und dann kam er daher mit seinem sentimentalen Angebot, seiner gespielten Reue, bot unserm Hauptmann an, sein Land zurück zu bekommen, und jedem von uns, ein normales Leben zu führen. Wie sich alle darauf freuten! Nur ich nicht. Ein normales Leben brachte meine Familie nicht zurück. Was glaubte er? Das er mit so einem lächerlichen Geschenk all die Schrecken wieder gut machen konnte? Ich sollte ihn einfach erschießen, dann hätte ich endlich geschafft was ich mir all die Jahre gewünscht hatte, aber dann hätte ich allen anderen ihren Traum genommen, statt einem Leben in Freiheit hätte jedem einzelnen von uns der Kerker oder der Galgen gedroht. So lange hatte ich damit verbracht sie alle von mir weg zu stoßen, ja niemanden an mich heran zu lassen, damit mir genau das nicht passiert und dann? Dann steh' ich dort und konnte nicht mehr tun, worauf ich all die Jahre so sehnsüchtig gewartet hatte.
Und jetzt? Na ja, so schlecht wie die alle schießen, brauchen unser Hauptmann und der Rest der Bande dringend jemanden, der gut mit Pfeil und Bogen umgehen kann. Für die Jagd - und für den Fall, dass der Graf seine Meinung wieder mal ändert.

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Wer bin ich? Oder auch wie viele?

Liebe Leserin ! Lieber Leser !
 
Heute berichte ich – Stephan – von meiner Rolle im kommenden Stück.
Mit einer ersten Beschreibung der Rollen, so gehen wir i.d.R. vor, wenn ein neues Stück aus „dem Ei des Skripts“ schlüpft und auf der Probenbühne heranwächst.
Aus der Beschreibung heraus spielt ein(e) jede(r) seine erste Interpretation der Rolle; natürlich wird die Beschreibung im Laufe der Zeit angepasst.
Man stellt dabei fest, dass die reale Funktion eines Menschen und die Zeit in der er sich befindet, gar nicht so sehr im Blickpunkt stehen, vielmehr sind es Charaktereigenschaften und Erfahrungen, welche der Mensch macht und gemacht hat mit sich und seiner Umwelt.
Daher können wir Ihnen weiter Rätsel aufgeben, wie die neue Komödie wohl heißen wird.
Übrigens, wann wer im Blog seine Rolle vorstellt, das unterliegt keiner wie auch immer gearteten Hierarchie, sondern ist reiner Zufall. (Wie so vieles im Leben…)
 
Ich spiele einen Menschen, der seine Einflusssphäre unter Kontrolle halten muss. In seiner Jugend hat er vermutlich gelernt, dass dies nur mit Gewalt und Angst funktioniert.
Im Stück tauche ich erst auf, nachdem der Zuschauer schon viel über mich erfahren hat, - und das ist nichts Gutes.
Einerseits hat dieser Mensch Gefallen an der Macht und der Ausübung derselben gefunden, andererseits stellt er unbewusst fest, dass er damit auch Menschen von sich entfremdet, die ihm wichtig sind, - seine Frau beispielsweise. Er tritt ihr mit Respekt, aber auch mit Aggressivität gegenüber. Ebenso seiner Tochter bringt er wenig bis keine Wärme entgegen; sie scheint für ihn nur eine Figur in seinem Machtspiel zu sein.
Man wird nicht feststellen können, ob dieser Mensch ein „Kind“ seiner gesellschaftlichen Position und seiner Zeit ist. Vielleicht ist er ein echter Psychopath, der die Leiden seiner Mitmenschen nicht nachempfinden kann, und der - mit Freude am Experiment - auszuleuchten versucht, wie viel er seinen Mitmenschen zumuten kann. Ja-Sager liebt er, anderseits verachtet er sie zutiefst.
Als Mensch hat er ein geringes Selbstwertgefühl, - er steht nicht über persönlichen Angriffen oder Kritik an seinen Entscheidungen, sondern reagiert darauf mit großer Aggressivität auf die Kritiker. Der Satz „Was kümmert es den Mond, wenn ihn ein Hund anbellt?“ ist nicht sein Selbstverständnis.
Sein Weltbild ist klar und durchaus klein, und es kennt – wenn überhaupt – nur wenige Schattierungen. Die Menschen, die ihn direkt umgeben liebt er durchaus, - eben auf seine Weise. Im Sinne, „wen der Herr liebt, den züchtigt er“. Diesen Menschen versucht er auch Beweggründe für sein Handeln zu erklären, und kann nicht verstehen, dass diese ihn nicht verstehen (wollen). Ein echter Machtmensch mit dem unbedingten Instinkt zur Macht scheint er aber nicht zu sein. Seine Macht entspringt eher „einem Dämon“, der ihn beherrscht. Vielleicht gibt ihm das aber die Möglichkeit am Ende des Stückes eine „Umkehr“ zu wagen.
Die Herausforderung dieses Menschen beginnt, als seine Tochter entführt wird…
 
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Die Bretter, die die Welt bedeuten …

… sind derzeit wieder das Parkett in den Räumen der Siemens-Sport-und-Freizeit-Gemeinschaft in der Komotauer Strasse.

 

Wie es sich gehört, haben wir mit einem gemeinsamen Essen vom letzten Stück Abschied genommen. Das ist wichtig, damit die Geister des Stückes wieder in ihre Welt zurückkehren. Nicht dass Bühnenschauspieler abergläubisch wären, aber es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde … wie beispielsweise Harvey, - aber dies ist eine andere Geschichte …

 

Nun jedenfalls stehen wir vor einem neuen wunderbaren Jahr großer Herausforderungen und glücklicher Fügungen; denn unsere Gruppe ist gewachsen. So haben wir aus vielen Vorschlägen für das nächste Stück eines ausgewählt, das viele Rollen zur Verfügung stellt. Es wird wieder etwas musikalisch, wir werden viel „Action“ auf der Bühne haben und wieder viel Bühnenbild und Verkleidung. Das Komödie – so viel sei verraten - bietet aber noch mehr für eine gute Unterhaltung, nämlich Geschichten in der Geschichte, Liebe und Lieblosigkeit, Dank und Undank, Stolz und Vorurteil, Feigheit und Mut, Gut und Böse. Hier tummeln sich Menschen, denen nur die Karriere wichtig ist, die sich fast für Gott halten oder zumindest meinen, seine Ratschlüsse zu kennen sowie viele große und kleine Helden.

 

Für uns Mitspieler ist es wie immer eine große Herausforderung unsere eigene Rolle zu beleben, so dass sie auch mit den vielen anderen Rollen harmoniert, denn ein Theaterskript ist zunächst einmal nicht mehr und nicht weniger als die Spielanleitung eines Gesellschaftsspiels. In einem kleinen Ensemble ist es leichter seine Rolle zu entwickeln. In der diesmal großen Besetzung müssen wir selbständiger sein, da Regisseurin Sabine die begrenzte Zeit viel mehr aufteilen muss; gerade für sie hat sich die Herausforderung vervielfacht, denn sie muss vor ihrem geistigen Auge ein Storybook, entwickeln, das für jeden Mitspieler die authentische Figur und Aktion enthält. Man neigt dazu zu denken, dass Wortgewalt ein wesentlicher Teil des Theaters ist, aber um ein Vielfaches wichtiger sind Mimik, das Timing, die Dynamik auf der Bühne und die Nutzung des verfügbaren Raumes; - all das muss vor dem geistigen Auge entstehen und sich mit jeder Probe weiter entwickeln. Im übertragenen Sinne hat Sabine es plötzlich mit einem Symphonieorchester zu tun, statt mit einem Streichquartett.

 

All dies macht einen ungeheuren Spaß, was man allein schon daran merkt, dass jeden Donnerstag fast alle da sind, egal ob sie zur Probe gebraucht werden oder nicht, - denn man könnte ja womöglich etwas Lustiges verpassen. Und es ist spannender als jeder Thriller, unterhaltsamer als jede Soap-Opera und macht abhängiger als jedes Computerspiel. Hier sind echte Menschen, die eine neue Welt erschaffen, - wenn auch nur für wenige Stunden oder manchmal auch nur Minuten, aber gerade dies macht das Erlebnis immer wieder wertvoll.

 

Man möge diese Schwärmerei entschuldigen, denn manchmal werden auch wir hinfort getragen von den Geistern, die wir riefen. Und damit wird auch für heute nicht mehr verraten. Aber mit jedem Blog werden Sie ein wenig mehr erfahren. So wollen wir das für Sie auch spannender machen, und verlosen daher 2 Freikarten an die Leserin oder den Leser, welche(r) den Titel des nächsten Stückes richtig errät und über das Kontaktformular einsendet.

 

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