Positionsbestimmung – oder auch "so, wo sammer?"

Es hat lange gedauert, aber letzte Woche haben wir es endlich geschafft, den fünften Akt zu beenden, d.h. das Stück ist einmal durchgestellt.

 

Jetzt erst??

 

Immerhin hatten wir auch diesen Sommer ein Sommerloch zu überwinden, in dem urlaubsbedingt nicht viel zusammenging. Was muss auch jeder unbedingt zu einer anderen Zeit in Urlaub fahren. Vielleicht sollte man Theatergruppenferien einführen – alle gehen gleichzeitig, und zwar dann, wenn die Regie auch Urlaub macht. Das ist doch mal ein Gedanke…aber zurück zum Thema.

 

Dieses Mal haben wir bereits beim ersten Stellen viel an Texten, Gängen, an der Motivation und am Ausdruck gearbeitet. Das hält natürlich auf. Aber so vermeidet man auch, dass sich falsche Betonungen oder Textirrtümer einprägen, die man nachher nur schwer wieder loswird.

 

Zum Vergleich: Mit dem Stellen von "Der Butler und die Elfe" waren wir vor den Sommerferien fertig und einige fragten sich um die Weihnachtszeit, was man jetzt noch dran tun könnte oder sollte. Natürlich konnte, sollte und vor allem musste man noch so viel dran tun, dass es "hintenraus", wie immer, fast ein bisschen knapp wurde.

Beim "Nackten Wahnsinn" dagegen hatten wir letztes Jahr um diese Zeit zwar den ersten und den dritten Akt durchgestellt, aber wir steckten in der Pantomime des zweiten Akts fest. So was Verrücktes kann man nicht am Donnerstagabend proben, wenn alle angespannt aus der Arbeit kommen und noch dazu fast immer jemand fehlt. Wir kamen schließlich nur dadurch weiter, dass wir dem zweiten Akt mehrere komplette (!) Samstage widmeten. Und es wurde mehr als knapp – die Premiere war eine Punktlandung.

 

So gesehen liegen wir heuer ganz gut in der Zeit, zumal wir zusätzlich an den Samstagen proben.

Jetzt schon??

 

Nein, sogar schon seit einigen Wochen! Denn sooo lange hin ist es nicht mehr bis zur Aufführung. Schon steht Weihnachten steht vor der Tür und dann sind es nur noch knappe drei Monate!

 

Damit sich nach dem "Wahnsinn" niemand langweilt, haben wir uns zum anspruchsvollen Text eine weitere Herausforderung gesucht. Daran arbeiten wir derzeit an den Samstagvormittagen. Während sich also andere samstagfrüh gemütlich im Bett umdrehen, machen wir uns bei Wind und Wetter auf zum Probieren. "Mitten in der Nacht", wie Carlos sagt. Was tut man nicht alles für die Kunst! – Aber genug gejammert, denn so schlimm ist es nämlich nicht. Fürs leibliche Wohl ist gesorgt, denn meist bringt jemand Kaffe mit, Gebäck oder Süßigkeiten. Alle sind entspannter und ausgeruhter – na gut, bis auf die, die am Freitag feiern waren, aber die müssen da halt durch – und in dieser guten Arbeitsatmosphäre passiert sehr viel.

 

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Rückblick und Vorschau

Seit unserer letzten Vorstellung im Februar sind viele Wochen und Monate vergangen. Unsere Gruppe hat sich gefestigt und doch gewandelt. Wir haben uns sehr gefreut, einen großen Zulauf zu erfahren – Willkommen an Bord für unsere neuen Mitglieder! Schön, dass ihr da seid!

 

Eines unserer Mitglieder mussten wir leider gehen lassen – unser Chilenischer Bodyguard, Wächter I und Inspizient Tim ist zurück in seine Heimat gezogen und vertritt unsere Gruppe nun für den Großraum Südamerika. Carlos, wir vermissen dich und wünschen dir für deinen neuen Lebensabschnitt viel Glück und Erfolg!

 

Natürlich proben wir schon fleißig an unserem neuen Stück (Welches das ist, wird natürlich noch nicht verraten. Wer diesen Blog jedoch aufmerksam liest, könnte durchaus darauf kommen!). Durch unseren großen Zulauf haben wir einige Male umbesetzt und wieder neu überlegt, doch nun steht die Besetzung und wir sind eifrig bei den Stellproben. An die Schauspieler werden wieder besondere Herausforderungen gestellt: Da wäre zum einen der schwierige Text, zum anderen versuchen wir uns an speziellen Einlagen, die ebenfalls viel Probezeit brauchen. Nächstes Jahr feiern wir nämlich unser 60-jähriges Bestehen und wollen unserem Jubiläums-Publikum etwas ganz Besonderes bieten!

 

Selten wurde schon so früh der Text gelernt.

 

Tipp für alle Regisseure, deren Gruppen etwas lernfaul sind – bestechen Sie ein oder zwei Schauspieler, den Text schon bei den ersten Stellproben gelernt zu haben, die anderen werden sicher nachziehen!

 

Der Aufführungszeitraum steht nun auch fest – im März 2014 bringen wir das Stück auf die Bühne, bei dem es um Ehrenhaftigkeit und Liebe geht. Oder wie es der Autor unseres neuen Stückes ausdrücken würde:

 

„Honorificabilitudinitatibus and Love“

 

Wie die Proben vorangehen, wer als erstes seinen kompletten Text kann und welche Neuigkeiten es sonst noch gibt lesen Sie hier – auf der Homepage der Theatergruppe Siemens Erlangen!

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Gedanken zum Abschied

Edgar Rath war ein Begriff für mich, seit ich – vor nun mehr fast 20 Jahren – zur Theatergruppe stieß. Als eines der Gründungsmitglieder war er damals schon im "theatermäßigen" Ruhestand. Man sah sich auf Mitgliedsversammlungen, bei Premieren und gelegentlich bei einer Probe.

 

Nur einmal wurde mir die Freude zuteil, gemeinsam mit Edgar auf der Bühne zu stehen: in Molières "Tartuffe", wo er den "Gerichtsvollzieher mit dem Amtsstab" gab und uns mit seiner großen Bühnenpräsenz alle an die Wand spielte. Immerhin brachte er Erfahrungen aus dem Profibereich mit, hatte er doch in früheren Jahren gelegentlich Buffo-Rollen an der Oper übernommen. Im Laufe der Zusammenarbeit am "Tartuffe" wuchs aus dem Respekt, den man einem langjährigen Gruppenmitglied entgegenbrachte, große Wertschätzung. Spätestens als er und seine Frau Elfie uns auf unserer zweiten USA-Reise begleiteten, wo wir in Atlanta und Umgebung mit Hans-Sachs-Stücken auftraten, wurde daraus Freundschaft.

 

Es war aber auch nicht schwer, mit ihm auszukommen. Er war ein feiner Mensch und er liebte seine Mitmenschen – ganz besonders die weiblichen. Edgar lebte nach dem Motto "Gern hab' ich die Frau'n geküsst". Die Vergangenheitsform ist allerdings nicht wirklich zutreffend. Wer ihn nicht kannte, konnte von so viel stürmischer Zuneigung anfangs befremdet sein – doch das gab sich schnell.

 

Auch wenn er nach dem "Tartuffe" nie mehr spielte, ist Edgar uns stets treu geblieben. Ich glaube nicht, dass er auch nur eine Premiere versäumt hat - trotz großer gesundheitlicher Probleme in den letzten Jahren.

 

Unsere Gedanken und guten Wünsche gelten seiner Frau Elfie und der ganzen Familie.

 

Edgar, wir werden Dich vermissen!

 

Sabine


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Zwischenspiel

Es war ein wirklich schöner Ausflug nach Sommerach an einem wunderbaren Herbsttag – der Höhepunkt einer reichlich aufregenden Zeit.


Anders als geplant, mussten wir in den letzten Wochen vor unserer Aufführung des "Streichquartett" von Szöke Szagall die Proben am neuen Stück einstellen und uns ausschließlich auf das Streichquartett konzentrieren. Das Stück war auf drei Positionen neu besetzt – und 14 Tage vor der Aufführung kam der Gipfel: einer der neuen Mitspieler, ein Gast, stieg aus und die neu besetzte Position musste nochmals neu besetzt werden. Normalerweise gehen einer Amateurtheatergruppe da ganz schnell die Männer aus – und auch wir dachten daran, die Rolle kurzerhand auf "weiblich" umzudrehen. Hätte eben die Regisseurin spielen müssen. Und just in diesem Moment schneit uns ein neuer Interessent herein! Er war sofort bereit, die nicht sehr kleine Rolle des "Meier I" zu übernehmen. In nur vier oder fünf Proben schaffte er sich die Rolle drauf und spielte sie fabelhaft. Danke, Klaus!


In Sommerach wurden wir von den Veranstaltern Herrn und Frau Denecke äußerst herzlich aufgenommen. Das ist gar nicht selbstverständlich, denn wir sind heftig. Wir sind viele, und wir machen uns mit unseren Requisiten, Möbeln, Kostüme, Kaffeetassen und viel Naschzeug breit. Laut sind wir auch, alles schreit durcheinander, jeder sucht etwas oder jemanden und niemand hört auf die Regie.


Bis die erste Bühnenprobe losgehen kann, herrscht also Chaos. Auch danach gelegentlich. Wir beratschlagen, wie wir das Stück an die Bühnenverhältnisse anpassen. Von wo treten wir auf, wie sind dann die Stichworte? Die Schauspieler müssen mit anderen Abmessungen klarkommen und mit widersprüchlichen Anweisungen der Regie bezüglich Auftritten und Gängen. Was nicht so schlimm ist, weil jeweils die Hälfte ohnehin nichts mitbekommt. Statt brav zusammen- und in der Nähe der Regisseurin zu bleiben, falls sie gebraucht werden, sind einige der Schauspieler im Kellergewölbe verschwunden, angeblich, um sich umzuziehen, aber da unten steht auch Kuchen! Andere basteln an der Dekoration, wieder andere sind zum Luft schnappen, sprich, Rauchen, vor der Tür.


Schließlich ist es aber doch soweit, nach nur einer Stunde Chaos beginnt die erste Probe. Und hier zeigt sich jetzt, dass die eine Tür in den Nebenraum zu eng ist, wenn vier Schauspieler ab- und zwei auftreten sollen. Also brauchen wir doch Auftritte durchs Publikum. Große Diskussion: wann, wie und wo versteckt man sich vor neugierigen Zuschaueraugen?

Als die Damen des Streichquartetts "Da Capo" eintreffen, um sich einzuspielen, räumen wir die Bühne. Ein Teil geht in den Ort Abendessen, ein Teil lüftet den rauchenden Kopf bei einem Abendspaziergang in den Weinbergen aus.


Und ab 19.00 Uhr herrscht nur noch Professionalität. Schauspieler werden geschminkt, Schuhe geputzt, Kostüme zurecht gezupft, Haare gestylt. Einige gehen nochmals den Text durch. Jetzt herrscht gespannte Ruhe. Rechtzeitig sind alle fertig und warten auf ihren Auftritt.


Die Vorstellung ist gut besucht, obwohl man vor 14 Tagen befürchten musste, dass nur sehr wenige Zuschauer kommen würden. Doch nachdem Deneckes in Sommerach und wir in Erlangen kräftig die Werbetrommel gerührt hatten, wurde der wunderschöne Raum doch voll. Auf den Tischen und Mauervorsprüngen brennen jetzt Kerzen und Teelichter.


Die Vorstellung läuft wunderbar, die Spielfreude der Schauspieler reißt das Publikum mit. Aber das Stück ist auch einfach gut! Größere Pannen bleiben aus, sieht man davon ab, dass eine Seite übersprungen wurde. Zum Glück finden die Schauspieler selbst wieder in den Text. Nur Marlis war etwas traurig. Sie hatte ohnehin so wenig Text und jetzt wurden ihr davon auch noch zwei Sätze geraubt!


So schön der volle Saal ist, so schwierig sind die Auftritte durchs Publikum. Es ist doch ein Unterschied, ob man zwischen leeren Stühlen probt oder sich seinen Weg durch Zuschauer suchen muss, die ihre Stühle so verrückt haben, dass sie das Bühnengeschehen auch gut verfolgen können. Wenigstens entpuppt sich die Befürchtung "die Zuschauer sehen uns doch, wenn wir hier hinten auf unseren Auftritt warten" als gegenstandslos. Keiner blickt nach hinten, schließlich spielt die Musik vorne. Deshalb sind viele auch überrascht, als plötzlich Schauspieler auf ihrem Weg zur Bühne neben ihnen auftauchen!


Nach schönem Applaus und der Pause, in der wir die Bühne leer räumen und bereits erste sperrige Teile wieder in den Autos verstauen, folgt die Stunde der Damen von "Da Capo". Ging es in unserem Stück darum, das Spielen aufgrund von Unkenntnis und Talentlosigkeit tunlichst zu vermeiden, sieht und hört man hier, wie "Streichquartett" richtig geht.

Das Streichquartett spannt den Bogen von Mozart über den argentinischen Tango bis zu Klassikern der Neuzeit wie "My Way" - zum Wegträumen schön!


Meine Damen, herzlichen Dank für Ihren Teil der Veranstaltung – und für die schöne Idee, mit uns gemeinsam wieder einmal einen Abend zu gestalten.


Last but not least bedanken wir uns ganz herzlich bei Herrn und Frau Denecke für einfach alles – für die freundliche Aufnahme, den schönen Rahmen (ein kulturelles Schatzkästlein, wie jemand aus der Gruppe sagte) und für die Gelegenheit dort spielen zu dürfen.

Wie gut der Abend gefallen hat zeigte sich nicht zuletzt daran, dass niemand heimgehen wollte. Zuschauer, Veranstalter und Akteure saßen noch lange nach der Vorstellung gemütlich zusammen.

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Wie wäre es mit einem Herbstausflug?

Damit die Zeit zwischen den Hauptstücken nicht so langweilig wird, treten wir diesen Herbst mit unserem Einakter "Streichquartett" auf!
Diesmal im schönen Sommerach am Main!
Wir spielen in der Villa Sommerach (www.villasommerach.de)
 
Den zweiten Teil des Abends gestalten das Streichquartett "Da Capo" (Damenstreichquartett der Siemens-Kammermusikgruppe) mit unterhaltsamen Stücken von Mozart bis Astor Piazzolla.
 
Eintritt 10.- Euro, Ermäßigungen möglich
 
Kartenvorverkauf:
Tel.: 09381-802485 oder
Fax unter 09381-802484
 
Abholung und Bezahlung der Karten an der Abendkasse, Sitzplatzreservierungen möglich.

Wir freuen uns auf viele Gäste!

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Das haben wir noch nie geprobt!

Dies ist ein geflügeltes Wort in unserer Truppe - die Ausrede, wenn man sich an einen bereits geprobten Ablauf nicht mehr erinnert. Mit Überzeugung vorgebracht, kann man damit die Regie – je nach Selbstbewusstsein – kurz- oder auch längerfristig verunsichern. Bei unserem ersten gemeinsamen Stück habe ich tatsächlich in meinen Aufzeichnungen nachgesehen, ob sie Recht haben könnten. Hatten sie natürlich nicht. Regel Nr. 1 – die Regie irrt sich nie! – Das reimt sich sogar - und wie der Pumuckl sagen würde, es reimt sich, also stimmt es! (Übrigens, wer den Pumuckl, den rothaarigen Klabautermann und seinen Freund Meister Eder von Ellis Kaut nicht kennt, sollte ihn kennenlernen, er wird es nicht bereuen. Sehr zu empfehlen auch die gleichnamige Hörfunkserie des Bayerischen Rundfunks).

 

Zurück zu uns: Die Proben zu unserem neuen Stück laufen bereits seit dreieinhalb Monaten. Den ersten Akt haben wir geschafft. Das war ein schweres Stück Arbeit, denn er ist in Punkto Requisiten die reinste Materialschlacht. Koffer, Kisten, Teller, Bettlaken, Zeitung, Akten, Fische , Auftritte und Abgänge in rasantem Wechsel - und der Text! Die Schauspieler haben ganz schön gestöhnt! Aber sie haben ihren Text so früh gelernt, wie noch nie. Sie merkten nämlich schnell: wenn man das Textbuch in der einen Hand hält, einen Teller in der anderen, und dann den Telefonhörer abnehmen soll, muss man sich schleunigst eine dritte Hand wachsen lassen. Da es aber nur wenige Rollen für dreihändige Schauspieler gibt, ist das Textlernen eindeutig die bessere Lösung, sozusagen „alternativlos“

 

Tipp für alle Regisseure, deren Schauspieler sich mit dem Textlernen gerne Zeit lassen: Wählen Sie ein Stück mit unglaublich vielen Requisiten und Sie werden sich wundern, wie schnell ihre Truppe den Text gelernt hat!

 

Mittlerweile haben wir uns dem zweiten Akt zugewandt und wieder mal erfahren, dass alles relativ ist. Dieser Akt ist so turbulent, dass unsere „Elfe“ dagegen eine lahme Ente ist! Auf einmal kommt uns der erste Akt gar nicht mehr sooo schwierig vor. Damit sich die Schauspieler nicht langweilen, werden die Requisiten des ersten Aktes um einige weitere ergänzt, darunter drei Blumensträuße, eine Flasche, Rettungsgerät und ein Kaktus, die alle ständig im Umlauf sind, also dauernd ihre Besitzer wechseln. Dazu kommt, dass den Schauspielern hier ein wichtiges Ausdrucksmittel genommen wurde: die Sprache! Denn über weite Teile wird die Handlung hier als Pantomime gespielt.

 

Prima, könnte man jetzt denken, endlich ein Stück in dem man keinen Text lernen muss. Schon. Aber wie bitte, lernt man Pantomime? Eine Handlung ohne Worte? Woher weiß man denn, wann wer was macht? Wo sind die Stichworte? Nun, die gibt es teilweise, denn gesprochen wird schon – in einer Parallelaktion. Auf diese muss man die pantomimischen Abläufe „timen“. Dazu muss man sich aber erst mal merken, was wer zu tun hat, muss auf die anderen sehen, auf die Parallelhandlung hören – und die Abläufe regelrecht trainieren. Das ist aber noch nicht alles, man muss auch neue, sprachlose, Ausdrucksformen finde. Ohne „Gesichtsgymnastik“, ohne zu übertreiben.

 

Entsprechend chaotisch waren die ersten Proben. Zumal auch die Regisseurin freimütig zugibt, bis zur ersten Probe dieses zweiten Akts keine Ahnung gehabt zu haben, wie man so etwas angehen könnte. Doch 14 von 30 Seiten sind geschafft – und die Nebel lichten sich so langsam.

 

Aber Eines gilt auf jeden Fall für diesen Akt des Wahnsinns: So etwas haben wir noch nie geprobt.

 

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Es geht wieder los...

Jetzt kommt der große Moment. Wir lesen das Stück gemeinsam. Jetzt hört man die Schauspieler, die man bis dahin nur mit dem inneren Ohr in den Rollen gehört hat, endlich mit dem äußeren Ohr. Jetzt zeigt sich, ob der Besetzungswaschgang erfolgreich war oder wiederholt werden muss.

Es ist Stress pur, wenn man der Truppe ein Stück vorstellt, mit dem man sich jetzt schon eine Weile beschäftigt hat und an dem man bereits einen Narren gefressen hat. Wird es gefallen? Sie können nicht in meinen Kopf sehen, werde ich es schaffen, ihnen meine Vision zu vermitteln? Soweit ich schon eine habe. Werden sie mir ausreichend vertrauen, um den Weg mit mir zu gehen? Und wenn sie sich für das Stück entscheiden, werden sie die Rollen akzeptieren, die ich ihnen zugedacht habe?

Demokratie hat ja beim Theater nichts verloren – es wird gemacht, was die Regie sagt. Jedenfalls so lange die Regie hinguckt. Doch bei der Stückauswahl haben wir uns vorgenommen, gemeinsam zu entscheiden. Wenn die Mehrheit sich für ein Stück ausspricht, stellen alle sich in den Dienst des nunmehr neuen Stücks, auch die, die dagegen waren. Sogar die, die vielleicht keine Rolle bekommen haben, oder sich eine andere Rolle gewünscht hätten. Das macht unsere Truppe aus.

Es ist etwas Überzeugungsarbeit nötig. Das Stück ist toll, da sind sich alle einig. Aber es ist eine Riesenaufgabe – technisch wie schauspielerisch. Werden wir das schaffen?

Doch das Stück hat ganze Arbeit geleistet und (fast) alle überzeugt. Die Entscheidung ist gefallen, wir machen das Ding.

Und jetzt geht es wieder los:

Es gibt bereits ein Bühnenmodell, das ist immer hilfreich, um die Gänge zu veranschaulichen. Etwas Arbeit am Text steht noch an, ein paar Kürzungen und Anpassungen. Dann überlegt sich die Regie die Gänge für den ersten Akt und hält sie in Diagrammen fest.

Bis dahin lesen wir das Stück und beginnen mit der Arbeit am Ausdruck und den Betonungen. Dann schließlich gehen die Stellproben los – die ersten Gänge auf der Bühne werden eingeübt. Wände und Mobiliar sind jetzt nur markiert – Tische und Stühle müssen das übernehmen. Die Schauspieler machen sich ans Textlernen.

Zuwachs haben wir übrigens auch bekommen: genau rechtzeitig, sozusagen auf Stichwort, schneiten uns ein neuer Mitspieler und eine neue Regieassistentin ins Haus. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit den beiden!

Die Waschmaschine schaltet jetzt endlich einen Gang zurück und lässt im Hintergrund das Inszenierungsprogramm ablaufen. Das neue Theaterjahr hat begonnen.

 

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Können wir es besetzen…?

Beim ersten Zusammentreffen nach der Derniere, erscheine ich also doch nicht „nackt“ sondern gleich mit zwei Möglichkeiten. „Figaro“ stößt auf höfliches, das Boulevardstück auf großes Interesse.

 

Das will Figaro nicht so einfach hinnehmen, „da wirst Du eben etwas Überzeugungsarbeit leisten müssen“ drängelt er.

 

 „Vergiss es“, sagt das Boulevardstück, „gegen mich hast Du keine Chance"

 

„Das werden wir ja sehen, Du neumodisches Stück Druckerschwärze! Womöglich auf dem Computer geschrieben. Eh bien! Mich hat mein Autor noch mit der Feder geschrieben. Das hat Stil!“

 

 „Und dauert ewig! Wahrscheinlich ist Dein Plot deshalb so lahm und meiner so rasant“

 

 „Und oberflächlich! Ich war ein politisches Stück! Ich war mehrmals von der Zensur verboten!“ tobt Figaro.

 

 „Das interessiert heute doch keinen Menschen mehr. Hast Du schon mal davon gehört, dass man sich auch überleben kann? Einige Stücke, wissen einfach nicht, wann sie in den Ruhestand gehen sollten! Unbelievable!“

 

 „Was heißt hier Ruhestand, Du, Du…

 

 

„Hört auf zu streiten, Jungs!“ stöhnt die Regie, „ich kann meine eigenen Gedanken nicht mehr hören…“

 

 

Da kommt die erste Absage. Von einem der erfahrenen Stammspieler. Er studiert neben der Arbeit. Dazu noch Theater wird ihm zu viel. Er muss ein Jahr pausieren. Das schmälert die Besetzungsoptionen für „Figaro“ – wir können es immer noch besetzen, aber es ist kein Hin- und Herschieben mehr möglich, und wir müssen notfalls eine Männerrolle umdrehen. Könnte nicht der Gärtner eine Gärtnerin sein?

Die nächste Absage kommt zwei Tage später: wieder einer meiner bewährten Schauspieler. „Figaro“ ist damit erledigt. Beleidigt zieht er ab in den Blätterwald.

Und das Stück, das mir seit 11 Jahren nachläuft, steht vor mir und grinst. Die Waschmaschine schaltet auf das Programm „Besetzung“. Eine komplizierte Phase, in der man mit der größtmöglichen Sensibilität vorgehen muss. Und man muss so viel bedenken. Einer in der Truppe z.B. wird im Laufe des Jahres vielleicht versetzt, vielleicht aber auch nicht. Er braucht also eine Rolle, in die schnell ein anderer einsteigen könnte (wenn wir einen hätten) bzw. die notfalls von einer Frau gespielt werden kann. So eine Rolle ist in diesem Stück.

Dann ist da die Frage der Glaubwürdigkeit, z.B. was das Alter der Schauspieler angeht. Es genügt ja nicht, wenn ein Stück 5 Männer- und 4 Frauenrollen bietet, dass man die erforderliche Anzahl an Männer und Frauen in der Truppe hat. Sie müssen auch vom Alter und vom Typ her passen. Beispielsweise kann ich die Rolle einer Regieassistentin nicht mit einer 50-Jährigen besetzen (außer die Rolle verlangt danach), das würde unfreiwillig komisch wirken. Denn wenn sie mit 50 immer noch Regieassistentin ist, ist in ihrer Karriere etwas eklatant falsch gelaufen. Ebenso kann ein erfolgreicher Schriftsteller, der so viel Geld gemacht hat, dass er aus Steuergründen im Ausland lebt, kein sehr junger Mann sein. Irgendwann muss er seine Werke ja mal geschrieben haben.

Ein Regisseur hingegen, zumindest der einer Gurkentruppe, kann jedes Alter haben. Besetzt man die Rolle mit einem älteren Mann, könnte man ihn als eine gescheiterte Existenz verstehen, auf dem Weg nach unten. Wählt man einen jungen Schauspieler für diese Rolle, kann der einen Regisseur spielen, der sich erst noch einen Namen machen muss und will , und die Arbeit mit dieser Gruppe als eine weitere Stufe auf dem Weg zum Erfolg sieht.

 

Kann das Stück besetzt werden? Und wird es tatsächlich auf die Bretter gebracht?

 

Fortsetzung folgt - bleiben Sie neugierig!

 

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Wieder im Blätterwald

Die Frage steht manchmal schon vor der Premiere im Raum, auf jeden Fall aber wenn ein Stück abgespielt ist:

 

Was machen wir als nächstes?

 

Nachdem wir ein Stück pro Jahr herausbringen, darf die Pause nach der Spielzeit nicht zu lang werden, diese Zeit fehlt sonst für die Proben. Also macht sich die vorausschauende Regie über ein neues Stück Gedanken, wenn das „alte“ noch nicht einmal auf der Bühne ist. Schon im Herbst als die Lampenfiebersümpfe noch weit entfernt waren, machte sie – unbemerkt von der Truppe – den einen oder anderen Abstecher in den Blätterwald. Dort herrscht in der Theatersektion immer noch das gleiche Chaos, Stücke, wo das Auge hinschaut und Rufe „Nimm mich, nimm mich!“, wo das Ohr hinhört. Bloß - wo versteckt sich „unser“ Stück?

 

Im Laufe des Jahres haben Shakespeare’s „Lustige Weiber von Windsor“ ziemlich aufdringlich um die Aufmerksamkeit der Regie gebuhlt. Die gibt es in unzähligen Übersetzungen und Fassungen. Zwei davon fanden ihren Weg zur Regisseurin. Doch die eine ist so gekürzt, dass das Stück kaum mehr zu erkennen ist. Die andere ist zwar vollständiger, aber die Handlung hatte man als, nun ja, etwas flotter, in Erinnerung. Ist wohl doch nicht die Zeit dafür. Sehr gut kommt dagegen Shakespeare’s „Was Ihr wollt“ an. Ein langgehegter Inszenierungstraum. Eine aberwitzige Verwechslungsgeschichte, ausgelöst durch ein Zwillingspaar und den Tausch von Geschlechterrollen. Der Nachteil: das spielen sie zur Zeit am Staatstheater, es hat nur drei Frauenrollen und viel zu viele Männerrollen. Für uns derzeit nicht zu besetzen.

 

Dann überlagert der Stress vor den Aufführungen und natürlich die Spielzeit alles. Keine Zeit, ein Stück zu suchen und im Regisseurinnenhirn eine Waschmaschine, die kaum einen Gedanken zulässt, der nichts mit dem aktuellen Stück zu tun hat. Doch es ist eine Erfahrungstatsache: spätestens eine Woche nach den Vorstellungen, wenn wir uns wie üblich im Sportheim treffen, blicke ich in mindestens 10 hoffnungsvolle Gesichter. Und bis jetzt habe ich ihnen nichts anzubieten.

 

Da sagt Ute beim Aufbau der Bühne „Wir sollten „Figaros Hochzeit“ spielen, der Bühnenbildner, habe beim Aufbau erzählt, er habe eine Bühne dafür. Und während das aktuelle Stück läuft und die Regie nichts mehr zu tun hat, außer zu genießen, springt die Regisseurswaschmaschine im Hirn stufenlos vom Schleudergang auf das nächste Programm um: Stückauswahl und Besetzung. „Figaros Hochzeit“? Gar keine schlechte Idee. Beaumarchais‘ Komödie, aus der späten zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hat Theatergruppe Siemens Erlangen schon zweimal produziert – das letzte Mal mit der jetzigen Regisseurin als „Susanna“. Aber das ist schon ewig her.

Ich lasse mir also den Text kommen. Besetzen können wir es gerade so. Und die Waschmaschine dreht sich: Dekoration wäre also da. Rokoko-Kostüme! Schön, aber teuer. Perücken? Schwierig, aber es wird uns was einfallen. Kann ich es besetzen? Wenn ja, wer macht was? Wer passt vom Alter, vom Typ…? Eigentlich möchte ich, dass die jüngeren Schauspieler im nächsten Stück mehr Verantwortung übernehmen, sie sind schließlich die Zukunft, sie brauchen Erfahrung in Hauptrollen. Doch wie sage ich es meinen bewährten „älteren“ Spielern?

 

Da macht plötzlich ein zweites Stück auf sich aufmerksam. Eine völlig abgefahrene Boulevardkomödie. Ich habe sie 2001 in London gesehen und seither will ich sie inszenieren. Das war bis jetzt nicht möglich – aus technischen und Besetzungsgründen. Und weil dieses Ding noch schneller gespielt werden muss als die „Elfe“. „Das könnt Ihr jetzt“ sagt mein Mann…Ich bestelle mir den Text. Wir können das Stück besetzen, es gibt allerdings eine Männer- und eine Frauenrolle zu wenig. Und der Figaro lässt sich nicht so einfach aus dem Regisseurshirn vertreiben. Doch nicht von so einem hergelaufenen modernen Stück! Schließlich hat er ein paar hundert Jahre Erfahrung im gespielt werden (wollen).

 

Bleiben Sie neugierig!

Fortsetzung folgt...

 


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"Zum Augenblicke dürft' ich sagen verweile doch, du bist so schön..."

Goethe, "Faust 2"

…um es mit Elviras Worten auszudrücken, die über weite Strecken unseres aktuellen Stückes ausschließlich in Zitaten spricht. Doch leider, er verweilt nicht, der Augenblick. Im Gegenteil. Den Applaus von gestern noch in den Ohren, sinniert man "kann es wirklich sein, dass alles schon vorbei ist? War nicht gestern erst die Premiere?" Doch leider, es ist so. Die letzte Vorstellung ging gestern erfolgreich über die Bühne, anschließend demontierten wir die Kulissen. Das ist eine traurige Arbeit, aber es war auch – wie vorher auf der Bühne – eine prima Ensembleleistung. Dieses Mal in unseren Rollen als Bühnen- und Transportarbeiter. Kaum zu glauben, dass unser "Wohnzimmer" in knapp drei Stunden demontiert im Lager lag, wo es auf seinen nächsten Einsatz, auf ein neues kurzes Leben im Rampenlicht, wartet.
Und auf uns wartet auch etwas: das LOCH! In diesem Fall nicht das Sommerloch, wir haben schließlich Winter. Gemeint ist das Loch, in das man nach einem solchen Erlebnis meistens fällt. Vier Wochen lang drehte sich alles ums Theater, 7 Vorstellungen wurden absolviert und jetzt ist alles vorbei. Teilweise ist man natürlich froh, sein altes Leben wiederzubekommen. Doch die Gedanken verweilen  noch beim Stück. Was soll man denn jetzt mit sich anfangen, wo seine Abende verbringen?
Andererseits ist es auch schön, wieder "frei" zu sein, nicht an den allabendlichen Theatertermin gebunden, sich einen ruhigen Abend machen zu können, wenn einem danach ist, oder auszugehen, wann man Lust hat. Und am Donnerstag sehen wir uns ja schon wieder. Nach einer solchen Produktion gibt es einiges zu besprechen. Und natürlich machen wir erste Pläne für das kommende Jahr. Ein Gastauftritt ist vorgesehen, zwei Hochzeiten und ein Baby! Und ein neues Stück finden wir auch. Lassen Sie sich überraschen….
Zunächst aber möchten wir uns bei Ihnen bedanken. Jeden Abend spielten wir vor einem gut gelaunten Publikum, das mitging, mitfieberte, Spaß hatte und mit Beifall nicht sparte. Es macht Freude, Sie unterhalten zu dürfen!

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Geschafft!

Wir haben es geschafft, unser Stück ist auf der Bühne und die Premiere war ein Erfolg! Und was für einer! Wir hatten aber auch ein Super-Publikum, das viel gute Laune mitgebracht hatte und von Anfang an mitging. Das wiederum feuerte unser Ensemble an, das ordentlich Gas gab. Die Vorstellung verlief so gut wie pannenfrei - was sich von der Generalprobe am Abend davor nicht behaupten lässt. Aber - genau so muss es sein.  

Die Leistung des Ensembles wurde mit einem wahren Beifallssturm belohnt, in dessen Verlauf auch 15 Kuscheltierchen auf die Bühne flogen:  Glücksbringer für die weiteren Vorstellungen! Wir bedanken uns dafür ganz herzlich bei Tanjas Clique!

Und sie scheinen zu wirken, unsere Glücksbringer, denn auch die zweite Vorstellung, am Samstag, lief prima und kam beim Publikum gut an!

Jetzt haben wir erst mal ein paar Tage Pause. Denn geschafft haben wir nicht nur unsere ersten Vorstellungen, geschafft sind wir auch selbst, vom Probenmarathon davor. Bis Mittwoch haben wir jetzt Gelegenheit, etwas "runter zu kommen", Zeit mit unseren Familien und Freunden zu verbringen und die Wohnung aufzuräumen.

Aber am Mittwoch, 18. Januar, packen wir es  wieder.

 

Wir freuen uns auf fünf weitere Vorstellungen (von Mittwoch bis Sonntag durchgehend) und auf Sie, unser Publikum! 


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Die Bühne steht!

Vergangenen Samstag, 7. Januar 2012, war es endlich soweit: Punkt 10.00 Uhr steht der Lieferwagen von Herrn Meier (Werkstatt für Theatermalerei, Vorra) mit den umgebauten und frisch gestrichenen Kulissenelementen und Möbeln vor der Tür. Dank der vielen Helfer (fast die ganze Truppe ist angetreten), geht das Ausladen schnell. Als die Abordnung, die unterwegs ist, um Sofas, Stützen, Sandsäcke und andere Kleinteile zu holen, um 10.30 Uhr kurz vorbeischaut, steht schon gut ein Drittel der Bühne.
Akkuschrauber sirren, es hämmert und klopft, dazwischen Herrn Meiers Stimme – "jetzt bitte die Tür" oder "wer hat schon wieder meinen Akkuschrauber?"
Kurz vor Zwölf, als die Sofas kommen, ist die Bühne fast fertig. Nur noch kleinere Arbeiten sind zu erledigen, der Waldprospekt, der noch im Lager war, wird aufgehängt, während die Sofa-Abordnung schon wieder unterwegs ist – Mittagessen holen.
Anschließend wird "gemädelt" und "gemännert" wie es bei uns heißt: Die "Mädels" machen die Feinarbeit, hängen Vorhänge auf, verteilen Zimmerpflanzen (aus Plastik) und Nippsachen im Raum und diskutieren über Tischdecken.
Die Männer hängen währenddessen Bilder auf, unter Anteilnahme vieler Zuschauer (zu hoch", "zu tief", "mehr in die Mitte","das Bild ist schief"), sie verkabeln die "Türglocke", spielen mit der Lichtanlage oder hängen im Zuschauerraum ab.
Um 15.00 Uhr ist die Bühne einsatzfähig und wird während der nun folgenden Probe einem ersten Belastungstest unterzogen. Funktionieren die Türen? Bleiben die Wände stehen, wenn eine Tür zugeworfen wird? Stört der Schirmständer hinten an der Wand? Müssen Gänge und Positionen angepasst werden?
Im Zuschauerraum wird geprüft, ob man die Hauptaktion von allen Plätzen aus gleich gut sehen und die Schauspieler auch in der hinteren Reihe noch gut hören kann.
Gegen 18.00 Uhr schließlich geht der lange Theatertag zu Ende und wir sagen unserem neuen Zuhause "Gute Nacht" – in der Hoffnung, dass sie morgen noch steht, wenn um 10.00 Uhr die nächste Probe beginnt…

Übrigens: Bei unseren Bildern ist eine Step-by-Step Dokumentation unseres Bühnenaufbaus zu finden!

 

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Das Probenwochenende: Von Schokolode und Werwölfen

Ist es Einbildung, oder ist es dieses Mal besonders schnell vorbeigegangen, unser Probenwochenende? Obwohl es am Montag, auf dem Weg zur Arbeit so schien, als wäre man nicht nur ein Wochenende sondern eine Woche weg gewesen.

Wir haben uns dieses Mal den "Goldnen Stern" in Muggendorf ausgesucht; dort kennt man uns noch nicht. Der Raum, in dem wir proben, befindet sich in einem separaten Gebäude. Das ist gut so, denn so sind wir ungestört und stören niemanden.

Warum dieser Aufwand? Warum sich extra in einem Hotel einmieten? - Weil wir uns am Probenwochenende ganz auf uns und unser Stück konzentrieren können. Und am Abend nicht auseinanderlaufen und wieder in unsere Alltagswelten eintauchen. Probenwochenenden zuhause funktionieren nicht. Irgendeiner muss immer früher weg weil die Katze Geburtstag hat, die Schwiegereltern kommen oder der Rasen gemäht werden muss.

Nach einer "Aufwärmprobe" am Freitagabend, schließt sich am Samstag ein Marathon an: Vormittags Durchlauf ganzes Stück. Nachmittags Einzelszenen, abends: Durchlauf ganzes Stück. Insgesamt 9 Stunden. Das hält man nur durch, wenn man die Zeit zwischen den Mahlzeiten mit viel Kaffee, Süßigkeiten, Obst und Knabberzeug überbrückt.

Trotzdem bleibt Zeit für Atempausen, die einen machen Mittagsschlaf, andere gehen Schwimmen oder erstürmen einen Berggipfel. Leider ist oben der Aussichtspavillon gesperrt. Da man besagten Pavillon vom Probenraum aus sehen kann – hoch, sehr, sehr hoch auf dem Berg, geben die Bergsteiger ordentlich an: "Guckt, da oben waren wir, ganz da oben."

 

Samstagabend: Vollmond. Auf dem Weg zum Probenraum erklärt Stephan, dass er auf jeden Fall vor Mitternacht auf dem Zimmer sein müsse, da er sich sonst in einen Werwolf verwandeln würde…

Der abendliche Durchlauf durch das ganze Stück wird in Rekordzeit absolviert – das ist kein "Durchlauf" mehr, das ist Formel-1-verdächtig. Liegt es an der Angst vor Stephans drohender Verwandlung oder an der Aussicht auf ein Glas Sekt nach der Probe? Ungehört verhallen die Mahnungen der Regie, dass "schnell spielen" nicht schnell sprechen bedeutet.

Während der anschließenden Sektvernichtung, verlässt uns Stephan, der Werwolf, verdächtig unauffällig, kurz vor Mitternacht. Auf unserem Rückweg zum Hotel über den ausgestorbenen Marktplatz von Muggendorf, verdecken Wolkenfetzen immer wieder den Vollmond. Es ist eiskalt, Nebel liegt in den Gassen, ein paar Schneeflocken fallen…und in der Ferne, das Heulen eines – Hundes? Uns wird unheimlich. Schnell legen wir die 40 Meter zwischen beiden Häusern zurück und schließen aufatmend unsere Zimmertüren.

Sonntag: Am Frühstück müde Gesichter und schwere Augenlider. Zwei Schauspieler fehlen, können aber später unversehrt aufgetrieben werden. Um 9.00 Uhr geht es mit den Proben weiter. Nach gefühlten fünf Litern Kaffee pro Person kommen wir langsam in Fahrt. Die Probe läuft sehr gut, das Timing stimmt und das Tempo auch. Vielleicht liegt es an der Erschöpfung, vielleicht geht es heute nicht mehr so schnell wie gestern. Um 13.00 Uhr ist dann endgültig Schluss. Ein Häufchen Unentwegter, die sich einfach noch nicht auseinander gehen wollen, bleiben zum Mittagessen. Dann ist endgültig Schluss. Heimreise und Alltag warten. Und nicht nur einem in der Truppe war das Probenwochenende zu kurz…

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We happy few…

Trotz gelegentlicher Lampenfieberattacken laufen die Proben gut – jeder ist voll Engagement und Enthusiasmus dabei. Der Text sitzt schon erstaunlich gut. Es gab sogar schon Durchläufe einzelner Akte. Die Schauspieler lieben das ganz besonders, weil die Regie bei einem Durchlauf nicht ständig dazwischen quatscht. So kommt man besser ins Spielen, während sich die Regie die Finger wund schreibt, um Hinweise, Tipps und Korrekturen am Ende in Blockform vorzutragen.

Jetzt ist noch der steile Anstieg bis zum Probenwochenende zu bewältigen. Das kann mühsam sein, es geht oft einen Schritt vor und zwei zurück. Unvermittelt tun sich Textlücken auf. Gelegentlich fliegen Requisiten durch die Gegend. Hier sind schnelle Reaktionen gefragt. Wer da nicht rechtzeitig den Kopf einzieht, kann auf der Strecke bleiben. Doch in der Höhe gleißt das Probenwochenende. Hier wird das Stück in zwei Tagen einen riesigen Sprung nach vorn machen und aus den Akteuren wird endgültig eine eingeschworene Gruppe.

 

We few, we happy few, we band of brothers (wir Wenigen, wir wenigen Glücklichen, wir Schar von Brüdern) Shakespeare, Heinrich V.

 

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Endspurt

Und plötzlich sind es nur noch sechs Wochen bis zur Aufführung. Sechs Wochen – das sind normalerweise 12 Proben. Das ist nicht viel. Zumal auch noch die Weihnachtszeit kommt. Da fallen Proben weg, aber die Feiertage sind auch eine Atempause. Danach kommt die "Schlussoffensive" da wird keine Zeit mehr zum Atemholen mehr sein, es folgt Schlag auf Schlag: Bühnenaufbau, Proben in der Dekoration, technische Proben, Haupt-, Generalprobe, Aufführungen.

Aber noch sind wir nicht dort. Bis zum Ziel ist noch schweres Gelände zu durchqueren. Weit in der Ferne sind bereits die Lampenfiebersümpfe auszumachen. Ihr phosphoreszierendes Leuchten spiegelt sich in den Wolken. Giftige Dämpfe winden sich wie Tentakel weit ins Land hinein. Wenn der Wind uns ins Gesicht bläst, bringt er die eine oder andere Schwade des nach Schwefel riechenden Sumpfgases mit. Noch gelingt es den meisten, sich davor zu schützen. Bewährtes Mittel sind Mantras wie "es-ist-noch-Zeit-es-ist-noch-viel-Zeit-wir-haben-noch-viele-Proben-und-da-kommt-ja- noch-das-Probenwochenende-da-wird-alles-gut".

Doch die Lampenfiebertentakel finden jeden noch so kleinen Riss in der Panzerung und haben bei den letzten Proben schon zu der einen oder anderen Krise geführt.

Gedächtnisschwund kann die Folge sein. Gänge, Abfolgen, Texte die vor einer Woche noch saßen, sind vergessen. Ganze Szenen verschwinden aus dem Gedächtnis: "Das haben wir noch nie geprobt!" Auch Sinnkrisen stellen sich ein:

"Ich kann die Motivation hier nicht nachvollziehen – so reagiert kein Mensch, ich würde es jedenfalls nicht tun!"

Oder

"Das ist doch nicht logisch! So handelt kein vernünftiger Mensch!" – Als ob Theater etwas mit Logik zu tun hätte…

 

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Die Theatergruppe Siemens Erlangen spielt wieder!

Der Butler und die Elfe

(Komödie von Karin C. Schomogyi)

Elvira von Wechtenbrecht findet im Wald den Zauberstab einer Elfe. Aus Dankbarkeit gegenüber der ehrlichen Finderin gibt die Elfe jedem im Hause von Wechtenbrecht einen Wunsch frei. Dumm nur, dass die Hausbewohner davon nichts wissen und fahrlässig Wünsche äußern. So entsteht ein fürchterliches Durcheinander: Elvira spricht nur noch in Zitaten, Onkel Klaus ist dauerbetrunken und das biedere Binchen mutiert zum Vamp. Bis Elvira und Butler Johann merken, was vor sich geht, ist es zu spät. Es ist kein Wunsch mehr frei, um den Normalzustand „zurückzuwünschen“. Die Elfe verrät ihnen schließlich, wie das Problem zu lösen sei. Versteht sich, dass auch dies nicht ohne komische Zwischenfälle abläuft, zumal eine Psychiaterin, ein Kriminalkommissar und Amor, Gott der Liebe, nach Kräften für zusätzliche Verwirrung sorgen.

 

Vorstellungen im Januar 2012:
13. | 14. | 18. - 21. jeweils um 20:00 Uhr
22. um 14:30 Uhr

 

Karten 12,- € | Familie 25,- €
Ermäßigt (für Schüler, Studenten und Behinderte) 8,- €

 

Karten ab 5.12.2011 bei erlangen ticket: Rathausplatz & Fuchsenwiese
oder EN -Ticket-Point: Hauptstraße 38.
Abendkasse ab 19:30 Uhr, Tageskasse am 22.01. ab 14:00 Uhr.

 

Für alle öffentlich im Siemens-Vortragssaal
Erlangen Werner-von-Siemens-Str. 50.
Kostenlos Parken auf dem Siemens-Parkplatz Beethovenstraße.

 

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Reisetagebuch, 3. Etappe: Immer wieder samstags….

 

Ende September ist es soweit, die Samstagsproben starten. Sie finden meist von 10 – 13 Uhr statt, dann hat man noch was vom Rest des Tages. Die Regie bringt Kaffee mit und einer der Schauspieler Krapfen (wahlweise Kuchen, Muffins oder sonstwas Gutes).

Samstags lassen wir uns Zeit und befassen uns mit der Feinarbeit. Eineinhalb Stunden lang widmen wir uns einer Szene, die nur eine Seite lang ist. Aber die hat es in sich. Einer zarten Liebeserklärung folgt eine leidenschaftliche solche und darauf eine heftige Rangelei. Zwei Männer buhlen um die Gunst einer Frau. Wir arbeiten vor allem an der Schnelligkeit und der Glaubwürdigkeit der Bewegungen. Die Schauspieler müssen einander immer wieder vom Objekt ihrer Begierde wegdrängeln. Anfangs gehen sie sich brav und höflich aus dem Weg, aber nach einiger Zeit entsteht eine richtig gute Rauferei. Die Schauspieler geben alles. Schließlich sind sie völlig außer Atem. Aber die Szene ist jetzt richtig gut.

Dann sind die meisten erlöst und dürfen nach Hause gehen. Jetzt ist Zeit, die Tanzeinlage eines Schauspielers einzustudieren. Da kann man anfangs keine Zuschauer brauchen und schon so gar keine Kommentare. Egal wie sehr man befreundet ist. Die Choreografie ergibt sich relativ schnell aus den Anforderungen des Stückes – zur Musik von James Brown entledigt sich der Schauspieler einiger Kleidungsstücke. Schritte und Bewegungen werden nach der Musik strukturiert und für die eine, dabei zu sprechende Textzeile findet sich auch eine passende Stelle in der Musik. Mit großem Elan gehen Schauspieler und Regisseurin immer wieder durch die Abläufe und „I feel good“ dröhnt durch das Stockwerk. Gut, dass uns keiner zusieht….

 

Übrigens: Weihnachten ist nicht mehr fern. Wissen Sie schon, was sie Ihren Lieben schenken werden? Wie wäre es mit Theaterkarten für unser neues Stück? Die genauen Termine erfahren sie demnächst hier…

 

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Reisetagebuch, 2. Etappe: Das Sommerloch

 Es ist ein gefährlicher Ort. Und es kommt jeden Sommer wieder. Die Gründe dafür sind unbekannt. Vermutungen legen nahe, dass es die Zeit nutzt, in der die Hälfte der Nation im Urlaub ist, einschließlich unserer Führungskräfte – ob aus der Politik oder anderen Lebensbereichen. Da also während der Feriensaison wenig oder gar nicht regiert bzw. geleitet wird, passiert auch nichts. Dieser Zustand des Nichts, des Vakuums, ist ideal für Sommerlöcher. Vorsicht ist geboten, denn man weiß nie genau, wann und wo sie entstehen. Steht man gerade auf dem Fleck an dem sich eines öffnet, wird man gnadenlos verschlungen. Kaum einer ist nach einem Sturz ins Sommerloch zurück gekommen, und wenn doch, war er nicht mehr derselbe. Doch die größte Gefahr geht von dem aus, was aus so einem Sommerloch hervorkriecht – Nessie, Ötzi, Problembären, die neueste Verschwörungstheorie oder – entsetzlich – die nächste Rechtschreibreform?

Auch unsere Helden werden auf ihrem Weg zur Aufführung jährlich vom Sommerloch bedroht. Die Urlaubszeit dezimiert die Reisegruppe zumindest zeitweilig erheblich. In diesem August war die Gefahr besonders groß, weil die Regisseurin einen vierwöchigen Abstecher nach Afrika unternahm. Wer weiß, auf welche Ideen eine führerlose Truppe während eines so langen Zeitraums kommt: Grillfeste statt Proben? Sonnenbad statt Textlernen? Und was wenn falsche Betonungen oder Dinge, die so nicht inszeniert waren, aus dem Sommerloch kriechen und sich in den Köpfen der Spieler festsetzen? Sowas kriegt man nur sehr schwer wieder los!

Dieses Jahr allerdings ging die Regisseurin leichten Herzens in Urlaub, wusste sie doch ihre Truppe bei Ute, der Regieassistentin in guten Händen. Und tatsächlich, unter Utes strengem Kommando wurde schwer gearbeitet: Gänge und Abläufe wurden abgestimmt, schwierige Situationen geklärt (Frage: „Warum sollte ich jetzt zum Büffet gehen, mit welcher Motivation?“ – Antwort: „Damit Du aus dem Weg bist, wenn Klaus auftritt“). Auch technische Fragen wurden angegangen: Kann Stephan Iris jeden Abend von der Bühne tragen oder gibt es eine andere Lösung? Wie bringt man einen Zauberstab zum Leuchten?

Da auch die Truppe durch Urlaub, Dienstreisen und andere Störungen dezimiert war, mussten Schauspieler vertreten werden und so kam es, dass unser Neuzugang, statt ins Sommerloch zu fallen, zur Vertretung vom Dienst wurde. Bis zur Aufführung des Stückes wird er alle Rollen können und wahrscheinlich mehr geprobt haben als die einzelnen Schauspieler!

Als die Regisseurin nach vier Wochen wohlbehalten, wenn auch tief gebräunt, zurückkehrt, ist sie ehrlich begeistert. Zwei Akte haben sie geschafft, die sie ihr jetzt voll Stolz vorspielen. Für die Regie verlängert sich so der Urlaub. Die Truppe hat sich nämlich verfrühte Einmischungen verbeten. Immer noch fehlen urlaubsbedingt Schauspieler und die Proben gestalten sich nach den unsterblichen Worten der Regisseurin: „Wir machen halt das, was wir können, mit denen die da sind.“

 

Doch bis zu unseren Aufführungen im Januar ist nicht mehr allzu viel Zeit, das heißt, wir müssen eine Schippe drauf legen. Dazu bedarf es zusätzlicher Proben an den Samstagvormittagen. Darüber in Kürze mehr.

 

Übrigens: was meinen Sie, wie viele Menschen passen in einen kleineren Wohnzimmerschrank?


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Reisetagebuch, 1. Etappe: Stellproben

 Alles begann ganz harmlos mit den ersten Leseproben. Während die Schauspieler begannen, sich mit ihren Rollen vertraut zu machen, entwarf die Regie das Bühnenbild und plante die Reiseroute bis zu den Aufführungen.

Während der Reise geht jeder seinen eigenen Weg. Je nach Größe der Rolle kämpfen sich manche Ensemblemitglieder durch wahre Textgebirge, während die mit den kleineren Rollen die bequeme Route über den Wörtersee nehmen. Nicht alle nehmen die Texthürden mit gleicher Leichtigkeit: Wo die einen locker drüber springen, haben andere steile Klippen zu überwinden oder kämpfen sich durch zähe Buchstabensuppensümpfe.

Mittlerweile sind wir bei den Stellproben, d.h. Bewegungen der Schauspieler auf der Bühne, Aktionen und Gänge (wer geht wann wohin, um was zu tun…??).Dabei geht es zunächst nur darum, dass jeder weiß, wann er wo zu stehen hat, durch welche Tür er wann kommt und wieder abgeht usw. Da in diesem Stück oftmals bis zu 6 Personen gleichzeitig auf der Bühne sind, und wir nur eine Regisseurin haben, die nur über einen Mund verfügt, kann man sich vorstellen, welches Chaos dabei gelegentlich entsteht. Zudem jeder der Schauspieler so seine eigene Meinung hat, von dem was er oder sie jetzt tun sollte. Und diese auch kundtut. Meist zeitgleich mit anderen Schauspielern und der Regisseurin. Gar nicht so einfach, da immer wieder Ordnung zu schaffen, zumal, wenn wir vorher eine lustige Warm-up-Übung gemacht haben, der Albernheitspegel gelegentlich sehr hoch ist. Doch trotz aller Lachanfälle haben wir am Ende einer Probe ordentlich was erreicht.

Gleichzeitig arbeiten wir am Text, vor allem an den Betonungen und an den einzelnen Rollen. Was ist die Hauptperson für ein Charakter, wie steht sie zu den anderen Figuren, welche Motivation treibt sie an? Zwei Drittel dieses Streckenabschnitts liegen schon hinter uns, vor der Ferienzeit wollen wir den ganzen Abschnitt geschafft haben, sprich, das ganze Stück einmal „durchgestellt“ haben. Im Herbst setzen wir dann die Feile an. Da wir bereits im Januar spielen, planen wir auch bereits im Herbst Samstagsproben ein. Da nehmen wir uns am Samstagvormittag drei Stunden Zeit für die „Feinarbeit“.

 

Bleiben Sie dran, in ein paar Wochen geht die Reise weiter….


Übrigens: Wenn jemand in Ihrer Familie Elfen sieht, schicken Sie ihn nicht gleich zum Psychiater, vielleicht hat er ja recht…


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Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen

 In einem Dschungel wie dem Theaterhain, wird auch der erfahrenste Jäger nicht auf Anhieb fündig werden. Vielversprechende Klappentexte, Rezensionen und Inhaltsangaben führen den Jäger gerne auf den Holzweg. „Nimm mich, nimm mich…“, flüstert es von allen Seiten, „ich bin gut, mich kannst Du besetzen, ich bringe Dir viele Zuschauer…“. Doch beim Anlesen zeigt sich schnell, dass ein Stück nicht halten kann, was es verspricht, dass es sprachliche oder inhaltliche Mängel hat, nicht zu besetzen oder zu produzieren ist. Jetzt ist Selbstdisziplin gefragt, denn wer sich zu lange im Unterholz dieses Wortgestrüpps aufhält, der wird sich festlesen, sich im riesigen Angebot verzetteln, sein Ziel aus den Augen verlieren und auf Nimmerwiedersehen im Textdschungel untertauchen.

Der Jäger kennt diese Gefahren. Seine Sinne sind aufs äußerste gespannt, denn er weiß, dass irgendwo in diesem Dickicht sein Stück wartet. Ungeduldig tritt es von einem Bein aufs andere, hoffend, dass es der Jäger endlich bemerkt. Vielleicht ruft es sogar nach dem Jäger. Doch es ist schwer, im immerwährenden Rauschen des Blätterwalds diese eine Stimme herauszuhören. Manchmal spielt er mit dem Gedanken aufzugeben, alles hinzuschmeißen. Und dann steht es plötzlich vor ihm auf dem Weg. Ist vielleicht schon lange da gestanden. Er hat es im Textgewirr nur nicht gesehen, so wie man gelegentlich den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Jetzt aber sehen sie sich an, taxieren sich. Der Jäger überlegt. Das Stück gefällt ihm. Aber kann es seine Truppe technisch und finanziell stemmen? Kann es besetzt werden? Ausschlaggebend für unsere Jägerin ist schließlich ein Kriterium: Wenn sie ein Stück liest, kann sie ihre Schauspieler „hören“? Kann sie sie in den Rollen „sehen“? Falls nein, geht die Suche von vorne los. Doch in diesem Fall hat sie Glück – Stück und Jägerin haben sich gefunden.

 

Aufbruch

Zurück im Lorbeerwald, scheucht die erfolgreiche Jägerin – jetzt wieder Regisseurin - ihr Ensemble von den Lorbeeren hoch und versammelt sie auf der Besetzungscouch. Sind alle mit dem Stück einverstanden, geht es an die Verteilung der Aufgaben. Es muss immer wieder aufs Neue festgelegt werden, wer bei der bevorstehenden Reise eine Hauptrolle und wer eine unterstützende Rolle spielt, um die Bürde auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Ist ein Stück gut gewählt, ist es weniger die Entscheidung der Regie, als die des Stückes selbst, welches Ensemblemitglied welche Aufgabe übernehmen muss. Jetzt wird auch festgelegt, wie lange die Reise dauern wird, sprich, wann die Aufführungen sein werden. Und dann geht es los.

 

Wie die Reise vonstattengeht, erfahren Sie in unserem demnächst beginnenden Reisetagebuch! Bleiben Sie dran, wir wissen selbst auch nicht, was noch passieren wird, aber es wird bestimmt spannend.

 

Übrigens: Wussten Sie eigentlich, dass Amors Pfeile unsichtbar sind? Sähe ja auch komisch aus, wenn Millionen Menschen mit Pfeilen im Herzen herumliefen…


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Im Blätterwald

 Wie jeder weiß, wohnen Theaterstücke, wenn sie nicht gerade gespielt werden, im Blätterwald. Wobei „Wald“ eine Untertreibung ist, handelt es sich doch eher um einen Dschungel, der sich in epischer Breite über die olympischen Höhen zieht. Zu seinen Füßen erstreckt sich das Tal der Ahnungslosen bis weit über den Horizont hinaus. Der Blätterwald birgt ein Labyrinth von Regalen und Aufbewahrungsmöbeln aller Art: Verglaste Nussbaumregale, die ledergebundene Klassiker beherbergen, wackelige Bretter-und Backsteinkonstruktionen, der Lieblingsaufenthalt zerlesener Paperbacks, Couchtische für repräsentative Bildbände, Eichenschrankwände voller Alibi-Literatur (gerne passend zur Farbe des Wohnzimmers), das Fernsehgerät verschämt hinter Schranktüren verbergend.

Wie die Literatur selbst, ist auch der Blätterwald nach Gattungen organisiert. Und jede Gattung findet hier die Umgebung, die sie braucht. Im Revier der Wissenschaften, z.B. stehen weißlackierte Regale ordentlich in Reih und Glied, der Inhalt zu Sachgebieten zusammengefasst und alphabetisch geordnet. Die Gänge dazwischen heißen Newton-Allee oder Einsteinstraße. Für diese Region gibt es gute Verzeichnisse und Karten.

Anders im Theaterhain. Hier stehen Regale kreuz und quer neben-, auf- und übereinander, dazwischen Tische, Nachttische, Stühle, Sessel, Kisten, Fenster, Bügelbretter und was sonst noch über eine halbwegs flache Oberfläche verfügt –übersät mit Theaterstücken. Wo noch etwas Boden frei ist, lehnen sich schiefe Manuskript-Türme an alles, das Halt verspricht. Man bleibt hier besser nicht zu lange stehen. Klassiker leben hier neben modernen Werken, Trauerspiele neben Farcen, verstaubte Stücke neben abgenutzten. Karten oder Verzeichnisse sind sinnlos, denn der Hain ist in ständiger Bewegung. Überladene Regale brechen zusammen und verteilen ihren Inhalt in weitem Umkreis. Blätter lösen sich, die der Wind verweht. Lose Blätter tun sich zusammen zu Patchwork-Texten. Leseratten stibitzen Seiten und bauen ihre Nester daraus. Bücherwürmer schlagen sich den Bauch mit jeder Art Literatur voll – ganz nach Geschmack. Der Nachschub ist gesichert, denn es werden immer wieder Stücke geschrieben.

Nur ganz weit hinten, in der dunkelsten Ecke, bewegt sich wenig. Hier fristen unveröffentlichte Manuskripte ihr Dasein in staubigen Schubladen. Die meisten werden zu Recht nie das Rampenlicht erblicken.

 

Wird sich das Stück in diesem Chaos auftreiben lassen? Sicher ist nur, es ist irgendwo da draußen…


Übrigens: Wenn Sie jemals zu einem Empfang des amerikanischen Präsidenten eingeladen werden, gehen Sie hin, das Essen soll sehr gut sein…..


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Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze

Das mag wohl stimmen, denn die Zeit ist schnelllebig. So ist auch der Amateurschauspieler, der erfolgreich ein Stück hinter sich gebracht hat, kränzetechnisch nicht verwöhnt und muss zusehen, schnell wieder in die Gänge zu kommen, wenn die Spielzeit zu einem (hoffentlich) guten Ende gebracht ist. Dennoch, bis ein neues Stück gefunden ist, dürfen sich unsere Helden eine Zeitlang auf ihren Lorbeeren ausruhen, und von den Strapazen erholen. Aber schon bald wird heftig diskutiert, wohin die nächste Reise gehen soll: In die Niederungen des Humors oder auf die Höhen der Klassik? Bleibt man im eigenen Land oder macht man einen Abstecher in die Weltliteratur? Geht man auf Nummer sicher oder stürzt man sich in ein Abenteuer. Wie wird man ans Ziel gelangen? Auf der eingefahrenen Spur, auf verschlungenen Pfaden, auf Schienen oder dem Dienstweg? Und vor allen Dingen, wer will wieder mit von der Partie sein?

Ist die Richtung einigermaßen klar, geht es an die Stückauswahl. Das kann sich schwierig gestalten, denn nicht nur gibt es eine Unzahl an Theaterstücken, Theaterstücke sind auch von Natur aus kapriziös. So gerne sie auf die Bühne wollen – sie lieben das Versteckspiel, verlangen, dass man sich schon ein bisschen anstrengt, bevor sie aus der Deckung kommen. Das trifft natürlich nicht auf alle zu, manche drängen sich regelrecht auf. „Mein Freund Harvey“ war so ein Fall. Er stand eines Abends vor einer Aufführung von „Bunbury“ einfach in der Maske und erklärte: „Hi, mein Name ist Harvey. Ich bin Euer nächstes Stück“. Und so war es. Andere bringen sich immer wieder mal ins Gespräch, aber der Zeitpunkt passt nicht immer. „Bunbury“ und „Der Raub der Sabinerinnen“ gehören in diese Kategorie. Aber einmal kommt der Tag, da passt alles, und das Stück steht da wie gerufen.

Dieses Mal allerdings nicht. Es bieten sich viele an, aber die passen alle nicht. Sind zu platt, zu albern, zu ernst, zu traurig, machen oder haben zu viele Probleme, können nicht besetzt werden oder erfordern eine Bühnentechnik, die wir nicht haben. Es hilft alles nichts, die Regie muss sich eigenhändig- oder -füßig auf die Jagd machen.

 

Wird die Regie Erfolg haben? Wird sie ein neues Stück auftreiben und mit zurückbringen? Oder wird sie im Stückedschungel verloren gehen…? Warten Sie es ab! Demnächst werden Sie es hier erfahren.

 

Übrigens: Sollte Ihnen eine Elfe einmal einen Wunsch freigeben, passen Sie auf, was Sie sich wünschen!


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Das Abenteuer beginnt!

Getreu der Devise „nach dem Stück ist vor dem Stück“ musste nach unserem „Raub der Sabinerinnen“ schnell ein neues Stück her. Schließlich soll die nächste Produktion in weniger als einem Jahr über die Bühne gehen.

 

Gespielt wird vom 13. bis 21. Januar 2012.

 

Die Suche war mühsam, doch jetzt haben wir es geschafft und die Truppe hat die Reise in ein neues spannendes Abenteuer begonnen! Die Gefährten werden (Text-)Hürden zu überwinden und (spielerische) Herausforderungen zu meistern haben.

Nagende Zweifel lauern im Hinterhalt, heimtückische Requisiten lauern darauf, im falschen Moment verschwinden oder kaputtgehen zu können. In einer völlig fremden Umgebung (neues Stück, neue Bühne) dürfen die Gefährten nicht das Ziel aus den Augen verlieren.

Sie werden unterwegs mehr als einmal dem fürchterlichen Zorn der Regie ausgesetzt sein. Und am Schluss der Reise sind die tückischen Lampenfiebersümpfe zu durchqueren. Viele sind hier schon gescheitert. Nur wenige Auserwählte schaffen es hindurch und treten ins Licht der Bühne – wo die größte Prüfung auf sie wartet: die Vorstellung!

Warum sich die Gefährten nicht nur einmal, sondern immer wieder auf ein solches Abenteuer einlassen? Zum einen, weil unterwegs aus einer Reisegruppe verschworene Freunde geworden sind. Zum anderen, weil sie sich eine unheilbare Krankheiten zugezogen haben, die sie für ein „normales“ Leben untauglich macht: Den Theatervirus mit seiner Untergattung, der Applaussucht.

Ach so, wohin die Reise dieses Mal geht? Lassen Sie sich überraschen. Nur so viel: Unser neues Stück ist lustig, es ist modern und trotzdem märchenhaft und es ist ziemlich abgedreht.

 

Näheres erfahren Sie in Kürze…


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